Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1983) (14)

Liechtensteiner Umweltbericht 
Energie und Umwelt Seite 3 striebetrieben mit hohem Wärmebedarf ste- hen solche Kraft-Wärmekopplungsanlagen seit Jahren in Betrieb. Das Verfahren hat sich bestens bewährt und kann als ausgereift be- trachtet werden. Gerade in den letzten Jahren hat seine Verbreitung ständig zugenommen. Die Möglichkeiten des Einsatzes von Kraft- Wärmekopplungsanlagen wurden bisher in unserem Land nur am Rande diskutiert. Da- bei könnte der Einsatz solcher Anlagen inter- essante Möglichkeiten für die Energieversor- gung eröffnen. Denkbar wäre die Anwendung der Kraft-Wärmekopplung neben der Indu- strie auch für die Beheizung von grösseren Wohnanlagen. Der dabei produzierte Strom könnte gleichzeitig die Importabhängigheit in diesem Bereich reduzieren helfen. Im weite- ren böte sich dem Erdgas gerade bei der Anwendung dieses Verfahrens eine der weni- Schaltschema einer 
Kraft-Wärme-Kopplung gen erfolgversprechenden Einsatzmöglichkei- ten in unserem Land. Allein schon aus diesem Grunde drängt es sich auf, genau zu überprü- fen, inwieweit diese Verfahren für uns in Fra- ge kommen. gen Energieträger wie Gas und Öl werden nicht nur zur Erzeugung niederwertiger Raumtemperatur verbraucht, sondern in einer Zwischenstufe wird der ebenfalls exer- getisch hochwertige Strom gewonnen, und nur die Abwärme wird Heizzwecken zuge- führt. Gegenwärtig wird die Kraft-Wärme- Kopplung über Dampf- und Gasturbinen so- wie Dampf- und Verbrennungsmotoren reali- siert. Die Verbrennungsmotoren werden mit Gas, Öl, Klärgas, Pyrolysegas oder Synthese- gas angetrieben. Diese Technik ist im Ver- gleich zur konventionellen Technik umwelt- freundlich, flexibel in der Betriebsweise und in der Leistung ausbaufähig. Sie ist zudem 
äusserst zu eigenen und erneuerbaren Ener- gie-Quellen verträglich, wie z. B. der geo- thermischen Nutzung aus unterschiedlichen Tiefen. Diese Energiequelle wird bereits in über 50 Staaten der Erde, und teils weit unter den Heizkosten mit Öl, erfolgreich genutzt. *) Energie = Exergie und Anergie Nach dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik kann Energie nicht erzeugt, sondern nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden. Und jede Energie besteht aus Exergie und Aner- gie. Nach dem 2. Hauptsatz ist nicht jede Ener- gie in beliebige andere Energieformen umzu- wandeln. Die unbeschränkt umwandelbaren, wie: mechanische (kinetische und potentielle) und elektrische Energien werden mit dem Ober- begriff «Exergie» zusammengefasst. Es ist z. B. unmöglich, Anergie in der Form von Wärme, in Exergie in Form von Elektrizität umzuwandeln. Bei der Zielvorgabe für eine optimale liech- tensteinische Energiepolitik müssen wir dar- auf achten, dass sie in die Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik eingebettet werden kann. Demzufolge dienen Versorgungskonzepte fol- genden Postulaten: — Angemessene Versorgung mit Energie — Sicherung der Prosperität (Arbeitsplätze, Wettbewerbsfähigkeit) — Angemessene Eigenversorgung, zur Minde- rung der politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Ausland — Schutz der Umwelt und damit auch Erhal- tung eines lebenswerten Raumes für Mensch, Tier und Pflanze Die zukünftige Energieversorgung muss die- sen Postulaten dienen, also dem Menschen und auch der ihn umgebenden Umwelt. Bei der Entscheidungsfindung für ein zukünf- tiges Versorgungskonzept dürfen wir nicht nur von einer isolierten Betrachtung der Stromversorgung ausgehen. Isolierte Betrach- 
tungen berücksichtigen nicht die unüberseh- baren Entwicklungen und können die später erforderliche Beweglichkeit für neue Ent- wicklungen nicht sicherstellen. In der heutigen und zukünftigen Energiever- sorgung ist davon auszugehen, dass der poten- tielle Konsument mit Wärme, Licht und Kraft zu versorgen ist. Daraus erkennen wir sehr leicht die Forderung nach einer kollektiven Versorgungsstruktur, mit welcher wir in der Lage sind, diese drei Energieformen dem Konsumenten, gemäss unseren Zielvorstel- lungen, anzubieten. Grundsätzlich kann die Versorgungsstruktur auf das Angebot von thermischer und elektrischer Energie ausge- richtet sein. Energieanbieter und potentielle Energiekonsumenten müssten somit einander nahegebracht werden. Dabei sollen das Ener- gieangebot und die Energienachfrage — ther- misch und elektrisch — ein zyklisches Verhal- ten darstellen. Grundsätzlich ist damit schon definiert, dass diese Konzeption auf eine möglichst dezentrale Struktur ausgerichtet ist. Überlegungen für eine in die Zukunft ausge- richtete liechtensteinische Energieversorgung verlangen eine gesamtheitliche Betrachtungs- weise für Wärme, Licht und Kraft. Die Ver- sorgungsstruktur soll in die Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur eingebettet sein und keine präjudizierende Einheitslösung darstel- len. Gerade in dieser Frage böte sich die ergänzende und dezentrale Kraft-Wärme- Kopplung zur bestehenden Elektrizitätsver- sorgung an. Ihre Technik bietet ein hohes Mass an umweltfreundlicher Energieum- wandlung und exergetisch sinnvoller Primär- energienutzung. Dabei sind mehrere, auch regenerierbare Primär-Energieträger einsetz- bar, d. h. es könnten damit auch bis jetzt nicht genutzte Energiequellen im Lande aktiviert werden. In diesem Zusammenhang ist insbe- sondere die Bedeutung einer Erdgasleitung angesprochen. Bei genauer Betrachtung lässt sich sehr leicht ableiten, dass eine liechten- steinische Erdgasversorgung aus wirtschaftli- chen Überlegungen erst im Rahmen der Kraft-Wärme-Kopplung ihren berechtigten Stellenwert erhalten könnte. Ziel und Zweck dieses Beitrages war nicht die Postulierung einer bestimmten Technik zur liechtensteinischen Energieversorgung. Es war vielmehr die Absicht; Gesamtfragen und ihre Zusammenhänge aufzuzeigen.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.