Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1983) (14)

Seite 14 Strassenbau November 1983 Wohnliche Strassen in Balzers? ren aufmerksam zu machen, aber viele Kinder sind damit überfordert. Kinder können Ge- fahren noch schlecht abschätzen. Sie sind im- pulsiv und neugierig; haben also Gefühle, die nicht krampfhaft beherrscht werden können und dürfen. Soll z. B. eine Mutter ihrem 5 Jahre alten Kind verbieten, sich mit den Ka- meraden auf dem Hof und der Strasse aufzu- halten? Wie wird aber eine Strasse wohnlicher? Eine Möglichkeit wäre, reine Wohnstrassen zu bauen, wo der Autofahrer gezwungen wird mit Tempo 20 zu fahren. Es gibt aber auch einfachere Lösungen: Der motorisierte Verkehrsteilnehmer muss innerorts langsam fahren! Autofahrer, Mofafahrer, Radfahrer und Fuss- gänger sollten sich gleich sicher und gleich wohl fühlen. Es gibt praktisch keine rationalen Gründe für schnelles Fahren innerorts, denn der Zeitge- winn ist bedeutungslos. Dank herabgesetzter Geschwindigkeit aber verbreitet sich das Kon- zentrationsfeld des Lenkers wesentlich. Er hat im Auge, was vor Hauseingängen, Trot- toirs, Seitenstrassen etc. vor sich geht und der 
Bremsweg wird ebenfalls merklich kürzer. Eine angepasste Fahrweise ist notwendig. Dauernd werden wir aber verführt aufs Gas- pedal zu drücken, sei es durch breite, begra- digte Strassen, durch den Komfort des Autos oder durch das Gefühl, ein besonders guter Autofahrer zu sein. Deshalb ist es nötig, die- sen Verführungen entgegenzuwirken. Massnahmen zur Verkehrsberuhigung Eine Massnahme wäre die Signalisation von Höchstgeschwindigkeiten, z, B. «Tempo 50» generell innerorts (Versuchsergebnisse in der Schweiz waren eindeutig positiv: weniger Un- fälle). Andere, weitergehendere Massnah- men, die uns helfen, langsam zu fahren sind z. B. Einbau von Schwellen, Markierungspfo- sten, Blumentrögen und anderen künstlichen Hindernissen. Solche Massnahmen wären neu in Balzers, aber ich bin überzeugt, dass hier einiges möglich wäre. Es bräuchte etwas Phantasie und Mut von Planern, Behörden und Anwohnern von betreffenden Projekten. Vorallem die Anwohner müssten — neben der eigenen Hof- und Gartengestaltung — aktiv an einer Lösung für eine wohnlichere Strasse mitarbeiten und selbst die Initiative ergreifen. 
Dazu braucht es Einsatz und Ausdauer. Si- cher wären auch die rechtlichen Aspekte mit gutem Willen zu lösen. Die Bedeutung der Magerwiesen von 
Edith Waldburger Das Bild der heutigen Landschaft wird ge- prägt durch gedüngte, intensiv genutzte, der stetigen Ertragssteigerung zugeführten Grünlandflächen. Im Gegensatz dazu verblie- ben bis heute auch einige Magerwiesen. Sie sind aber sehr gefährdet durch die Umwand- lung in «nutzbringendes» Kulturland. Und zwar ist dies ein Prozess, der weitgehend unbeachtet vor sich geht, so dass wir schon kaum mehr in der Lage sind, uns das reiche Artengefüge ungedüngter, extensiv genutz- ter Flächen vorzustellen. Magerwiesen sind vom Menschen mitgeschaffene Lebensräu- me. Der jährliche Schnitt oder die ein- bis zweimalige Beweidung und die damit nur spärliche Düngung tragen zum Erhalt dieser naturnahen Sonderstandorte bei. Den Magerwiesen von Balzers, dabei denke ich vor allem an die Ellwiesen und die noch vorhandenen Restparzellen nordöstlich vom Dorf bis Zepfel, Senne und Auf den Wiesen, kommt daher eine ganz besondere Bedeu- tung zu. • Die Magerwiesen sind zum Lebens- raum für wärme- und lichtliebende Pflan- zen und Tiere, für herabgewanderte Alpenpflanzen und Ackerunkräuter ge- worden. • Sie dienen all jenen Pflanzen und Tieren als Refugium, denen Industrialisierung, Chemie und Bevölkerungsdruck die ur- sprünglichen Existenzbedingungen verän- derte oder gar zerstörte. • Die Magerwiesen sind auf kleinsten Flächen letzte, wertvolle, naturnahe Inseln im ökologisch gestörten Gleichgewicht der Natur. • Sie sind Zeugen der früheren, extensi- ven Bewirtschaftungsform und daher auch von heimatkundlicher Bedeutung. Fortsetzung Seite 15 
von Norbert Brunhart Quartierfeste sind in Balzers «in». Im Brüel, Lowal, Gnetsch, Alte Churer Strasse etc. durfte für ein Mal auf der Strasse oder unmittelbar daneben gefe- stet, getanzt und gespielt werden. Ich glaube, es ist kein Zufall, dass gerade dort solche Feste entstanden, wo die Strasse nicht ausschliesslich dem Auto- fahrer gehört, sondern dort wo sich oft viele Kinder auf der Strasse aufhalten und wo Leute miteinander reden. Wohn- liche Strassen schaffen also neben per- sönlichem Wohlbefinden auch mehr Kontakte zum Nachbar. Die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind unsere Kinder Aber wieviele Eltern haben jeden Tag Angst, die Kinder (der schwächste Verkehrsteilneh- mer) auf die Strasse zu schicken! Sie geben sich zwar Mühe, ihre Kleinen auf die Gefah-
	        

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