Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1983) (14)

Mitteilungen der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) — 
erscheint 2-3 mal jährlich — Redaktion und Konzeption: Mario F. Broggi — Layout: Elisabeth Jansen - Geschäftsstelle: Heiligkreuz 52, Postfach 254, 9490 Vaduz, Tel. 075 /25262 — Photos: Walter Gstöhl, Hansruedi Rohrer, Hubert Wenzel, Georg Willi, Norbert Brunhart, Dominik Frick, Max Beck, Mario F. Broggi — Zeichnung Dreizehenspecht: Louis Jäger — Druck: Gutenberg AG, Schaan, auf Altpapier — Das Erscheinen dieser Ausgabe wurde durch einen Beitrag der Gemeinde Balzers unterstützt. Diese Nummer des «Liechtensteiner Umweltberichtes» geht zusätzlich an jeden Haushalt in Balzers. Editorial Die Landschaftslobby sind wir alle! Spätestens seit der Arbeit Klaus Ewalds über den Landschaftswandel in der schweizeri- schen Kulturlandschaft im 20. Jahrhundert sind die im Natur- und Landschaftsschutz Tätigen für schleichende Veränderungen in unserer Landschaft besonders sensibilisiert. Ewald hat mit viel Ausdauer und einem zeit- lichen Aufwand von fünf Jahren Verände- rungen zwischen Kar- tenausgaben und Luft- bildern verschiedenen Datums in der Schweiz verglichen. Er wies in seinen Auswertungen nach, dass der unab- lässig vollzogene Wandel, in der Regel gleichbedeutend mit Verlusten, vor allem seit den 1960er Jah- ren besonders rasch und einschneidend vorangetrieben wurde. Gefragt wie er die neuere Entwicklung seit der Veröffentli- chung seines Werkes im Jahre 1978 beurtei- le, meinte er, dass er die Arbeit neu schrei- ben müsste, so ein- schneidend seien die Eingriffe in dieser Zeit wiederum gewesen. Die Liechtensteinische Landschaftsverar- mung läuft noch um einiges rasanter ab als in der benachbarten Schweiz. Unser Hochbau- volumen pro Kopf der Bevölkerung ist hierfür ein geeigneter Indikator und liegt weit über demjenigen in anderen mitteleuropäischen Ländern. Zwischen 290 000 bis ausnahms- weise 800 000 m3  umbauten Raumes wurden in den vergangenen 10 Jahren mit Bausum- men von 62-181 Mio Franken jährlich bewil- ligt. Das entspricht einem mittleren Aequiva- lent von über 600 Einfamilienhäusern bei einer Wohnbevölkerung von nur 27 000 Ein- wohnern! Ein derartiges Bauvolumen, hierzu kämen noch die Tiefbauten, wird auch flä- chenmässig wirksam. Die LGU stellte des- 
halb schon Mitte der 1970er Jahre fest: bei gleichem Tempo haben wir im Talraum in 60-70 Jahren den Stadtstaat Liechtenstein nach dem Vorbild von Monaco erreicht. Viel- leicht hätscheln wir dann als Vision noch liebevoll einige seltene Museumsstücke an Natur und Kultur, übergepflegt und überre- noviert. Allzugerne würden wir derartige Vorstellun- gen von uns weisen, relativieren und denen recht geben, die meinen, es sei ja alles nur halb so schlimm. «Mit Pioniergeist, Mut und Zukunftsglauben werden die Probleme schon gemeistert, jedoch nicht mit offenkun- dig schlechtmachender Kritik», meinte jüngst ein in Sachen Umweltschutz Angetupfter. Doch ein Blick in die vertrackte Wirklichkeit zeigt ein anderes Bild. «Die landschaftszer- störenden Aktivitäten werden kaum abge- baut, obschon ihr Nutzen im Verhältnis im- mer kleiner wird. Dies gilt für die meisten Lebens- und Wirtschaftsbereiche wie Be- siedlung, öffentliche Bauten, Verkehr, Ener- gie, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Freizeit», ist im Jahresbericht der renom- mierten Schweizerischen Stiftung für Land- schaftsschutz und Landschaftspflege 
 zu le- 
sen. Was für die Schweiz gilt, gilt für uns noch mehr. Angesichts beunruhigender Aussichten mag für den einzelnen Resignation naheliegen. Wer will schon immer im Stile von Don Qui- chote gegen Windmühlen kämpfen? Was soll ich mich als einzelner weiter unbeliebt ma- chen, könnte mancher sich fragen. Der Erhal- tung unserer Umwelt wären solche Überle- gungen nicht förderlich. Es ist darum erfreu- lich, dass sich da und dort Stimmen für den Schutz der Landschaft melden, gegen über- rissene Planungsvor- haben opponieren, getätigte Eingriffe in Form von Leserbriefen mutig und namentlich unterzeichnet angrei- fen, die demokrati- schen Möglichkeiten von Initiativen und Re- ferenden nutzen: nicht aus Eigennutz, son- dern im Interesse für ein weiterhin lebens- wertes Umfeld. Noch holen sich diese Per- sonen mit derartigen Aktivitäten kaum So- zialprestige, die ihnen oft zugeeigneten Titel heissen Spinner, Opp- ortunist oder Miesma- cher. Wie schnell sich aber Meinungen än- dern können, sah man jüngst beim traurigen Kapitel «Saurer Re- gen». Zuerst brauchte es allerdings die «Öko- katastrophe»! Was noch Wochen zuvor als vorgeschlagene Abwehrmassnahmen ver- teufelt und als wirtschaftsfeindlich verschrien wurde, so etwa die Abgasreduktion bei Au- tos, soll überraschend bis 1986 verwirklicht werden und wird jetzt von fast jedermann als richtig erachtet. Die Warner bekamen schnel- ler recht als vielfach erwartet. Fazit: Die Landschaftslobby sind wir, jeder einzelne, es lohnt sich für unsere einzige Umwelt sich einzusetzen, sachlich zu argu- mentieren und Fehlentwicklungen anzupran- gern, im Interesse unserer eigenen Zukunft, und derjenigen, die nach uns kommen. Mario F. Broggi
	        

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