Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1982) (10)

Sturmschäden im Schaaner Wald In der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 1981 verursachten ungewöhnlich starke Föhnstürme, welche als böenartige Fallwinde aus dem Gebiet Alpila-Gaflei herunterbrau- sten und auf den sanft geneigten Hängen oberhalb Schaan mit hoher Wucht aufprallten, grosse Waldschäden. So fielen diesen heftigen Föhnstürmen — in der Vaduzer Talebene wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 147 Stundenkilometern gemessen — insbesondere im Gebiet des Schaaner Duxwaldes, des Neugrütwaldes und des Forstes etwa 4300 m3 
  Holz zum Opfer, was der normalen Nutzung von mehr als drei Jahren entspricht. 
Liechtensteiner Umweltbericht 
Forstwirtschaft Seite 7 Warum diese Schäden? Wenn wir nun die Bedingungen zu ergründen versuchen, welche das Auftreten von Schäden solch grossen Ausmasses erst ermöglichen, so müssen wir zunächst feststellen, dass Sturmschäden schon bei Windgeschwindig- keiten von etwa 20 m/sec eintreten. Diese be- wirken einen Staudruck von rund 25 kg/m², der sich bei kurzfristigen Spitzengeschwindig- keiten bis zu 50 m/sec auf mehr als 150 kg/m² 
  steigern kann. Solche in Böen auftretenden Fortsetzung von Seite 6 LGU: Sehen Sie in Ihrem Betrieb weitere Möglichkeiten? R. 
S.: Wie Sie sehen, habe ich mich auf wenige Massnahmen beschränkt. Aus Risi- kogründen kann ich nur in kleinen Schritten handeln. Der Landwirt muss mit einer ganz harten Kosten-/Ertragsschere leben, so dass für den einzelnen Landwirt wenig Raum für Experimente, schon gar nicht für existenzge- fährdende Experimente übrigbleibt. Natürlich werde ich auf den Erfahrungen aufbauen und im Sinne einer naturnahen Landwirtschaft in den Folgejahren weitere Versuche und auch Änderungen Schritt für Schritt vornehmen. Das Interview mit Richard Schierscher zeigt uns, wie schwierig die Umstellung eines Hofes in Richtung biologischen Landbau ist, zumal dann, wenn durch die Aussiedlung und die gewählte Betriebsart vorgängig bedeutende finanzielle Investi- tionen auf dem Spiele stehen. Um aus dem Teufelskreis mit den Stichworten Pestizi- de, Kunstdünger und monokultureller Be- wirtschaftung zu kommen, ist nach Mei- nung der LGU Schritt für Schritt eine Zu- wendung zu naturnaheren Bewirtschaf- tungsformen nötig. Diese sind auch staat- lich durch Beratung und allgemeine För- derung zu aktivieren. Es lässt sich dies umso mehr verantworten, weil das bishe- rige Förderungssystem alleinig die For- men des konventionellen Landbaus inkl. Pestizide subventioniert hat. 
Spitzen sind besonders gefährlich; sie werden geradezu katastrophal, wenn der Rhythmus der Sturmstösse mit der Eigenschwingung der Stämme übereinstimmt: die Pendelausschläge werden rasch so gross, dass die Grenzen der Haltefestigkeit überschritten sind. Gerade in älteren Beständen, in denen die Stämme we- niger elastisch sind und auch längere und da- mit wirksamere Hebelarme aufweisen und ausserdem die Kronen eine grössere Auftreff- fläche bieten, treten somit Schäden bevorzugt, auf. Wenn dann noch ein durchnässter und aufgeweichter Boden, in dem die Wurzeln nur ungenügenden Halt finden, dazukommt, wenn sich überdies der Hauptanteil des Be- standes aus wintergrünen Baumarten zusam- mensetzt, die ohnehin mehr unter Sturmschä- den leiden als die in der stürmischen Winter- zeit blattlosen, weniger Angriffsfläche bieten- den sommergrünen Laubbäume, und wenn die Bestände wie im Duxwald zudem vorwie- gend aus flachwurzelnden und im Boden mit nur wenig tief verankerten Wurzeln versehe- nen Fichten bestehen, sind ausserordentlich günstige Voraussetzungen für das Auftreten von Sturmschäden gegeben. Standortswidrige Fichtenreinkulturen Solche günstigen Voraussetzungen für das Vorkommen von Sturmschäden sind im Ge- 
biet des Vaduzer Zipfel- und Schaaner Dux- waldes in besonderem Masse gegeben. Weil der zu erwartende rasche und grosse Ertrag die Fichte allen anderen Baumarten überle- gen erscheinen liess, weil die Buchen- oder Eichelmast ihre ernährungswirtschaftliche Bedeutung für die Landwirtschaft verloren hatte, weil der Brennholzbedarf seit dem Ei- senbahnbau mit der Verfügbarkeit der Holz- kohle stetig zurückging und weil schliesslich der Kahlschlagbetrieb als Idealziel der dama- ligen geordneten Forstwirtschaft galt, wurden wie in anderen Gegenden des rheintalseitigen Hangfusses die ursprünglich gemischten Waldbestände um die Jahrhundertwende ge- schlagen und Fichtenreinbestände begründet. Dabei wurde die Fichte nicht nur auf ihr im Reinbestand keineswegs zusagende Standorte gepflanzt, sondern es wurden auch Pflanzen ungeeigneter Herkunft von Gebieten Nord- deutschlands verwendet. In der Folge sind nicht zuletzt auch wegen der unterbliebenen Pflege- und Durchforstungseingriffe frühzei- tig von Rotfäule, Hallimasch und Käfern be- fallene, gleichförmige Bestände herange- wachsen, die hinsichtlich ihrer Sturmgefähr- dung als labil oder sogar kritisch zu bezeich- nen sind. Mischkulturen als Ziel Weil ausserdem die Fäule rascher fortzu- schreiten droht als im Jahr Holz zuzuwachsen vermag, also auch wirtschaftliche Einbussen entstehen, wurde schon im Wirtschaftsplan über die Gemeindewaldungen Schaan aus dem Jahre 1951 gefordert, in diesen Lagen dem Wiederaufbau einer standortsgerechten Bestockung durch die Anlage gemischter und ungleichaltriger Bestände grösste Aufmerk- samkeit zu schenken. Seit den Sechzigerjah- ren wurde die Umwandlung dieser Fichten- reinbestände denn auch entschieden vorange- trieben. Da sich diese Umwandlung jedoch gemäss den heutigen forstlichen Zielsetzun- gen und gemäss den betrieblichen Möglich- keiten nur schrittweise auf kleinen Flächen vollziehen kann, wird in diesen gleichförmi- gen Fichtenreinbeständen auch in den kom- menden Jahren bei gleichermassen starken Stürmen mit erneuten grösseren Schäden zu rechnen sein.
	        

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