Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1982) (10)

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4 Natur- und Umweltschutz April 1982 Rheinstaustufe - Deutsch- französischer Verzicht Frankreich sieht vom Bau der Rhein-Staustu- fe bei Au-Neuburg ab. Diese Entscheidung wurde nach dem Pariser Treffen der Minister Fiterman und Hauff, Verkehrsminister Frank- reichs und Deutschlands, bekanntgegeben. Mit Hilfe der geplanten Staustufe sollte die Erosion stromaufwärts aufgehalten werden, doch das Projekt stiess einerseits auf den Widerstand der Umweltschützer und Ge- meindevertreter, die Auswirkungen des Bau- werkes auf die Natur befürchteten, und der Wasserbausachverständigen andererseits, die eine verstärkte Erosion stromabwärts vor- aussagten. Dies hätte zur Folge gehabt, dass die Bundesrepublik Deutschland alle dreissig Kilometer eine Staustufe hätte errichten müssen. Aus: Natur-Nachrichten 10/81, Europarat Zum Dauerbrenner: Streusalz im Winterdienst Der Salzverbrauch hat beispielsweise in der Schweiz trotz vergleichbarer Schneemengen zugenommen. Nach Meinung des Bundes- amtes für Umweltschutz sollte vor allem im Interesse der Vegetation, der Korrosions- schäden an Bauten und Fahrzeugen einem steigenden Streusalzverbrauch entgegenge- wirkt werden (vgl. auch Liechtensteiner Um- weltbericht Nr. 2/78). «Sehr viel lässt sich bereits mit einer zurück- haltenden Salzungspraxis erreichen, die auf dem Grundsatz 'So viel wie nötig, so wenig wie möglich fusst. In grösseren Städten be- stehen bereits heute vorbildliche Reglemente für den Winterdienst, die nicht bloss die Prio- ritäten für die Schwarzräumung des Stras- sennetzes, sondern auch den Einsatz von Splitt und Sand auf Quartierstrassen und Trottoirs, das Vorgehen bei Neuschnee oder die Salzdosierung festlegen. Die heutigen Salzstreumaschinen erlauben zwar eine knappe und zuverlässige Dosierung des Streusalzes, doch verleitet gerade die relativ bequeme Art des Salzaustrags vielerorts zu einer unnötigen Schwarzräumung von Stras- sen. Auch in Zukunft müssen sicher steile Strassenstücke oder zur Vereisung neigende Gebiete und exponierte Stellen, wie Brücken, behandelt werden. Doch darf es nie das Ziel des Winterdienstes sein, dem Autofahrer auch im Winter jederzeit und überall absolut unproblematische <sommerliche>  Verhältnis- se zu bieten. Der Automobilist hat vielmehr seine Fahrweise den erschwerten Bedingun- gen im Winter anzupassen und sich mit taug- lichen Hilfsmitteln, wie Winterreifen oder Ket- ten, auszurüsten. Ist er dazu nicht bereit, sollte er sein Fahrzeug über den Winter ein- 
stellen. Den Strassenunterhaltsdiensten sei geraten, sich nicht durch uneinsichtige Auto- fahrer und Haftpflichtdrohungen von einer ökologisch vertretbaren Streusalzpraxis ab- zubringen.» Aus: Mitteilungen des Bundesamtes für Umwelt- schutz, Dezember 1981. Salzverbot auf den Strassen der Kummenberg-Region (Vorarlberg) Die Volksvertreter von Götzis, Altach, Mäder und Koblach, deren Gebiet häufig als Kum- menbergregion bezeichnet wird, stellten beim Landesstrassenbauamt den Antrag, die Lan- desstrassen nicht mehr zu salzen. Im Winter 1981/82 wurden diese Strassen nicht mehr gesalzen. Die Gemeindestrassen in Altach werden beispielsweise seit Jahren mit Erfolg nicht mehr «eingepökelt», sondern mit Splitt behandelt. Immer mehr werden die gravie- renden Nachteile des Salzens, mit den beein- trächtigten Vorgärten und den Häuserfassa- den, eingesehen. Salz soll nach Meinung des Altacher  Bürgermeisters nur noch in die Sup- pe, nicht aber auf die Strasse kommen. Aus: «Neue» Vorarlberger Tageszeitung v. 19. 11. 1981 Für eine Reform der Agrarpolitik in der Bundesrepublik Deutschland Anlässlich eines im Dezember in Bonn orga- nisierten Kolloquiums sprachen sich Exper- ten nachdrücklich für eine Reform der gegen- wärtigen Agrarpolitik aus, deren ökologische Folgen immer mehr spürbar werden. Die Zu- nahme industrieller Zucht- und Anbaumetho- den, der Einsatz chemischer Düngemittel, Monokultur und Massentierhaltung rief neue Tier- und Pflanzenkrankheiten hervor, die wiederum einen erhöhten Einsatz von Arznei- mitteln nach sich ziehen. Eine Reform dieser Politik sollte zum Ziel haben, dem Fortschrei- ten der intensiven Tierhaltung und der inten- siven Anbaumethoden Einhalt zu gebieten und die strukturelle Vielfalt der Landwirtschaft zu erhalten. Intensivkulturen sollten von 10 % der Anbauflächen verschwinden und in jedem Fall auf höchstens 10 ha beschränkt bleiben. Ausserdem soll eine bessere Garantie für die Einhaltung ökologischer Grundsätze geboten werden. Aus: Natur-Nachrichten Nr. 1-82, Europarat. 
Fremdenverkehr, Umweltschutz und -erziehung Die Entwicklung des Fremdenverkehrs kann mit dem Umweltschutz einhergehen, stellten Experten auf einer Tagung in Malta im Okto- ber 1981 fest. Zur Erreichung dieser Zielset- zung müsste der Tourismus jedoch neuorien- tiert werden: zunächst muss ein Verhaltens- kodex des Touristen erarbeitet werden, der auf einer Reihe von Umweltindikatoren ba- siert, die nicht nur für den Touristen selbst, sondern auch für die Fremdenverkehrsbehör- den ausschlaggebend sind. So wird der Tou- rist seine Wahl nach Preis und Umweltquali- tät treffen und die Fremdenverkehrsbehörden werden bestrebt sein, Preise, Einnahmen und Umweltqualität aufeinander abzustimmen. Mit Hilfe dieses Kodex könnte der Tourist umweltbewusst gemacht und über die Quali- tät der Umwelt seines Ferienziels aufgeklärt werden; dies wäre ein weiterer Schritt zur Förderung des Umweltschutzes. Aus: Natur-Nachrichten 1/81, Europarat Umweltschutz: Frauen sind   weitaus vernünftiger Frauen betrachten die Welt mit offeneren Au- gen als Männer und sind aufmerksamer, wenn es um die Gefährdung unseres Lebens- raumes geht. Das stellte die Zeitschrift «Bri- gitte» (Hamburg) an Hand einer repräsentati- ven Umfrage bei 2000 Frauen und Männern im Alter von 14 bis 54 Jahren fest. 41 Prozent der befragten Frauen, aber nur 34 Prozent der Männer halten Umweltver- schmutzung und -zerstörung für ein «sehr grosses Problem». Die Frauen sind nicht nur besorgter, sie neh- men die Dinge auch in die Hand. Ob zu Hause, im Strassenverkehr, am Arbeitsplatz — immer wenn es um Umweltschutz und Energiesparen geht, sind Frauen den Män- nern voraus. • 19 Prozent kaufen unverpackte Ware, um Material zu sparen (Männer 13 Prozent); • 48 Prozent der Frauen gehen besonders massvoll mit Waschmitteln um (Männer 33 Prozent); • 22 Prozent der Frauen verzichten auf Me- dikamente und nehmen statt dessen Natur- heilkräuter (Männer 13 Prozent); • 18 Prozent der Frauen vermeiden Kunst- fasern, weil sie die Hautatmung stören (Män- ner 14 Prozent); • 52 Prozent der Frauen schalten weniger Lichtquellen ein und sparen auf diese Weise Strom (Männer 42 Prozent). Aus: Umweltschutz Nr. 11/81, Organ der Öster- reichischen Gesellschaft für Natur- und Umwelt- schutz
	        

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