Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1982) (10)

liegt noch nicht für alle bedrohten Lebensräume vor, z. B. noch kaum für die Magerwiesen. Was nicht verbaut ist, besteht heute weitgehend aus einförmigen, überdüngten Fettwiesen. Verschwunden ist die Viel- zahl der Blumen, der Schmetterlinge . .. Diese Art von Umweltzerstörung gibt es vor der eigenen Haustüre. Mit einer erstaunlichen alemannischen Gründlich- keit schuften wir uns die «Natur» im eigenen Garten sauber, bis sie keine mehr ist. Von mehr Natur, anstelle meist sterilem Rasen, handelt dieser Beitrag. 
Liechtensteiner Umweltbericht 
Naturschutz Seite 15 Blumenwiesen erblühet! Die bunte Vielfalt an Blumen ist selten ge- worden. Magerwiesen haben Seltenheitswert bekommen, seitdem der Landwirt nicht nur die enge Hofumgebung düngt, sondern Kunstdünger überall ausbringt. Zahlreiche Aussiedlerhöfe lassen zudem heute auch einst entlegene Parzellen erreichen. Dadurch wur- den extensiv genutzte Magerheuwiesen, wie auch die feuchten Riedwiesen, sehr selten. An diesen einst nicht oder kaum gedüngten Standorten herrschte eine unglaubliche Reichhaltigkeit an Farben, u. a. an Orchi- deenarten, an Tagfaltern und vielen weiteren Insektenarten. Mit der immer intensiver wer- denden Bewirtschaftungsform ist dieser be- sondere Reichtum auf kleinste Reste zurück- gedrängt. Ähnlich sieht es heute im Sied- lungsraum aus. Unsere Gesellschaft lebt von Ersatzbefriedi- gungen. Eine künstliche Umwelt dient dem Menschen zur Ablenkung von sich selbst. Die Entfremdung des Menschen von der Natur hat paradoxerweise im Hausgarten einen Hö- hepunkt erreicht. Mit Hilfe von Düngern und dem Einsatz von chemischen Mitteln werden wir hier der Natur Herr. Wenn wir fleissig sind und emsig hinter dem knatternden Ra- senmäher hergehen, die Rasenschere zusätz- 
lich in den Randbereichen und um Bäume und Sträucher bedienen und allenfalls den automatischen Düngerstreuer nach Vorgabe über die «Grünfläche» fahren, dann, ja dann schaffen wir es vielleicht, einen Rasen herzu- bringen, wenn dieses verflixte «Unkraut» nicht immer wieder. . . Aber dagegen gibt es ja Herbizide! da fotografieren wir mit dem Makro- Objektiv den Mohn, die Kornblume, schwär- men vielleicht vom Wildwuchs am Wegrand, vom zerfallenden, überwucherten Gemäuer, von der schönen Steintreppe im Tessin, in verträumten Dörfchen, dort wo Eidechsen und viele bunte Farben, lauschige Garten- ecken vorhanden sind. In einem geruhsamen Moment fällt uns vielleicht auf, dass wir all das seit langem bei uns eigentlich nicht mehr gesehen haben. Ein Bewusstseinswandel zeichnet sich allmäh- lich ab. Die Naturschutzorganisationen setzen sich mit immer mehr Erfolg für naturnahe Grünraume auch in der Siedlung ein. Warum nicht der Natur etwas mehr Lauf lassen? Viele 
Gründe sprechen dafür in unseren Gärten, öffentlichen Grünflächen, Restflächen etwas mehr Natur zu belassen. • Der Natur einen Dienst erweisen Eine gewisse Vielfalt soll letzlich nicht nur in einem Naturschutzgebiet, am Beispiel Liech- tensteins auf nur knapp 1 Prozent der Landes- fläche, gedeihen. Es muss das Bestreben aller sein, die ganze Landschaft — auch die Sied- lungslandschaft — möglichst vielfältig zu er- halten. Wenn wir von der heute üblichen Bepflan- zung mit exotischen Sträuchern und hochge- züchteten Blumen etwas abkommen und un- sere Gärten und weitere Restflächen wieder vermehrt mit einheimischen Pflanzen gestal- ten, so wird der Einsatz von Chemikalien vermindert, der Natur wieder Ausgleichsräu- me zur Verfügung gestellt. • Mehr Vielfalt in unserer eigenen Umgebung Naturfilme im Fernsehen haben hohe Ein- schaltquoten, wir sind beeindruckt von der Vielfalt, die es auf Erden gibt, im eigenen Garten hingegen dulden wir langweiligste Sterilität. Dabei können wir unseren eigenen Garten, oder zumindest Teile von ihm durch- aus naturnah und vielfältig gestalten. Mit dem Einzug der einheimischen Pflanzenwelt in Fortsetzung auf Seite 16
	        

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