VON ARBEIT, SORGEN UND FREUDEN
Der Rhein
Das Eis des Rheingletschers hat in der Eiszeit die Hänge über unseren Dörfern
zeformt, das Wasser des Stromes mit Kies und Schlamm das Tal geebnet.
Uralt ist der Kampf der Rheintalbewohner mit dem Strom, der zum tobenden
Ungeheuer werden kann in den Tagen der Schneeschmelze und langer Unwetter.
Millionen von Tagwerken wurden in diesem Kampfe geleistet, und die Wachen
bei Tag und Nacht, die Sorgen um Hab und Gut und die Verzweiflung über die
zerstörende Macht des Rheines gehörten zum Leben unserer Ahnen. Immer wieder
fiel ihm das Land im Tale zum Opfer und versumpfte. Von den „Sümpfen, die
der Rhein erzeugt“ berichtet vor bald zweitausend Jahren ein römischer Reisender,
der in unsere Gegenden gekommen. Unter dem Meierhof, unter Quäderle und
Pradafant zeigt uns die Böschung im Gelände sein ehemaliges Ufer an, und die
alten Bilder in diesem Buche lassen erkennen, wie er pendelnd, einmal da, einmal
dort das ganze Tal unsicher machte und in ungeregelter Breite durchströmte.
Im Laufe von Jahrhunderten hat man ihn „nach und nach hinausgewuhrt“,
and das Land in der Ebene haben unsere Voreltern „dem Rheine aus dem Rachen
gezogen“, heißt es in einem alten Berichte. Es waren aber nur kurze Wuhrstrecken
an den gefährlichsten Stellen, kein geschlossener, mächtiger und gerader Damm
wie jetzt.
Vaduz war ein armes Dorf in alter Zeit: Schmal war das Ackerland zwischen
dem versumpften Talboden und den Weingärten auf dem großen Schuttkegel der
Rüfe, Drei- bis fünffach so breit wie heute wälzte sich der Strom durch das Tal,
und Sumpf mit Wasserlöchern, Auwald und Kiesbänke und ein wenig Streueland,
das war die Ebene bei unserem Dorfe. „Ein bloß verlassenes, mit Erlen über-