Vaduzer Heimatbuch von Professor Otto Seger durch kein jüngeres Werk ersetzt worden. Es
ist in seinem Anliegen und Charakter nach wie vor aktuell und zeitgemäss. Otto Seger hat
es nämlich verstanden, Geschichtsquellen mit erstaunlicher Sorgfalt und Sachkenntnis
zusammenzutragen, daraus das Wesentliche zu erfassen und Bilder der Geschichte mit gros-
ser Anschaulichkeit und epischer Kraft zu zeichnen. Er besass die glänzende Gabe des
Erzählens und Nacherzählens und liess in seinen Schriften Menschen und Urkunden spre-
chen. Mit seinem Interesse auch für unscheinbare Dinge des Alltags, für das Schicksal der
einfachen Leute in der Vergangenheit hat er Anliegen der modernen Geschichtswissenschaft
vorweggenommen. Gerade das Vaduzer Heimatbuch zeugt von diesen besonderen Fähig-
keiten seines Verfassers. Dessen Bruder, Professor Josef Seger, hat dem Werk durch seine gra-
phische Gestaltung eine besondere Note verliehen.
Leider kann Professor Otto Seger den Nachdruck des Vaduzer Heimatbuches nicht
mehr erleben. Nachdem er jahrzehntelang seine umfassende Bildung und vielseitige Bega-
bung in einem ungewöhnlich grossen Wirkungskreis als Gewerbesekretär, Pädagoge,
Berufsberater, Leiter des Abendtechnikums Vaduz und Historiker für das Land Liechten-
stein und seine Heimatgemeinde Vaduz eingesetzt hatte, ist er am 8. März 1988 nach langer
schwerer Krankheit gestorben. Er hätte Freude an der erneuten Herausgabe seines Heimat-
buches gehabt. Es ist nur zu hoffen, dass das Buch den eigentlichen Sinn, den ihm Otto
Seger zugedacht hat, auch erreicht. Im Nachwort umschreibt er diese Zielsetzung mit ein-
drücklich mahnenden Worten: Achtung vor den Leistungen unserer Vorfahren, Einsatz für
das Gemeinwesen in Land und Gemeinde, in Treue und Erbe der Vergangenheit und zum
Wohle unserer Nachkommen. In den nächsten Tagen, wenn wir an Allerheiligen auf dem
Friedhof einen Ring um die Gräber unserer Vorfahren bilden, wird diese Gemeinschaft über
Generationen hinweg besonders augenfällig. Mag das Heimatbuch von Otto Seger in die-
sem Sinne für seine Leser Mahnung und Erinnerung sein und so neu Gemeinschaft stiften
und stärken.
Vaduz, im Oktober 198 +
Alois Ospelt