Volltext: Vaduz: ein Heimatbuch

Kavallerist“. Besser hätte es wohl geheißen: die halben Kosten eines (ganzen) 
Kavalleristen. 
1806 kam der Rheinbund zustande und mit ihm die Selbständigkeit und 
zugleich die Verpflichtung, ein Kontingent von 40 Mann zu stellen — aber es 
gab Staaten, die genug Leute und zu wenig Geld hatten, und so übernahm das 
Herzogtum Nassau gegen eine jährliche Zahlung von etwa 9000 Gulden durch 
einen Vertrag die Pflicht, diese 40 Mann zu stellen und zu bewaffnen. Dieser 
Handel ließ die „Kaserne“ auf dem Schloß verwaisen. 
(813 wurde es ernst. Napoleon war geschlagen, der Rheinbund wurde auf- 
gelöst und die Reichsfürsten mußten sich verpflichten, das Doppelte des Rhein- 
bundkontingentes unter Waffen zu halten. Unruhe zog in Schloß Vaduz ein, Re- 
krutierung der 80 Mann, Uniformen, Ausbildung. An der Seite der badischen 
Truppen machten die Liechtensteiner 1815 den Endkampf gegen Napoleon mit. 
Dann ruhten die Einstellungen wieder, bis 1831 das Kontingent auf den Stand 
von 55 Mann gebracht wurde. Bis 1868 war das immer mehr verfallende Schloß 
Kaserne. Mehrere Wochen im Jahre wurden die Übungen gehalten, und jährlich 
fanden die Musterungen statt. „Spielbuben“ nannte man die Stellungspflichtigen, 
weil sie, wenn sie tauglich befunden worden waren, um den Militärdienst losen 
mußten. Es wird erzählt, daß die Schloßglocke geläutet habe, wenn ein Vaduzer 
beim Losen „verspielt“, das heißt das Los des Dienstes gezogen habe, Exerzier- 
plätze und Schießstand waren in der Nähe des Schlosses. 
Es war richtiger Militärdienst mit Inspektionen, einmal sogar eines Öster- 
reichischen Generals, und die Zucht der Liechtensteiner Soldaten wurde stets 
belobt. 
(849 zog das Kontingent zur Bekämpfung des badischen Aufstandes aus. 
„Kleinmännle“ soll man draußen unsere Soldaten genannt haben, weil ein paar 
besonders kleine Krieger in ihren Reihen marschierten. aber der Respekt vor 
ihnen sei groß gewesen. 
Kurz war der Kriegsdienst 1866, und von beiden Feldzügen kam unser 
Militär ohne Verluste heim. Die Geschichte, die unsere Väter manchmal erzählten, 
daß 1866 ein Vorarlberger, ein Waise, der mit einem Liechtensteiner Bauern 
bekannt geworden war und von diesem als Knecht angeworben worden sei, bei 
der Rückkehr gleich mitgekommen sei — so daß ein Mann mehr aus dem Kriege 
heimgekommen sei als ausgezogen waren, dieses schöne Geschichtlein läßt sich 
jedenfalls aktenmäßig nicht beweisen. 
Auf den Mann genau hat Liechtenstein seine Bundespflicht erfüllt, denn
	        

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