der Fürsten von Liechtenstein wird es anders, Fremde Beamte verwalten mit
wenig Geschick und Glück das Land, das 130 Jahre lang kein Fürst betritt. Selbst
die Huldigung des Volkes vor dem Schlosse, die prunkvollste und feierlichste
Handlung, die Vaduz je erlebte, wird von einem Abgesandten, einem Kanzlei-
1ofrat, entgegengenommen.
Anfangs ist noch die Verwaltung des Landes und das Militär mit seinen
zo Mann im Schlosse untergebracht; bald verfällt es immer mehr und dient als
Gefängnis und Weinkeller... „Mehr als halb verfallen“ wird die Burg nach
oo Jahren genannt. Es zieht wieder Militär ein, und vor 100 Jahren beginnen
die zechfrohen Zeiten der Schloßwirtschaft im Ruinengemäuer. 1905—1912 läßt
Fürst Johannes II. das alte Bauwerk würdig wieder herstellen, so wie wir es heute
bewundern. Es wird eine Sehenswürdigkeit für Fremde, auch durch die reiche
Waffensammlung, bis der Innenumbau erfolgt, der Schloß Vaduz nun wieder zu
dem macht, was es in alten Zeiten gewesen: Wohnstätte des Landesherrn.
(842 erlebt Vaduz ein eigenartiges Fest: Fürst Alois besucht sein Land;
zum ersten Male weilt ein Fürst von Liechtenstein in seinem Fürstentum. Ein
Volksfest beim Schloß, und in frohem Staunen sieht das Volk seinen Landesherrn
mit einer Bürgerin tanzen. Mit dem Bischof von Chur regelt er persönlich eine
Angelegenheit, die ihm am Herzen liegt: Vaduz wird kirchlich selbständig.
Fürst Johannes II. führt das Land aus der Feudalzeit zur. Demokratie: Auf-
hebung der Frondienste, Ablösung des Zehenten, Schulgesetz, Gemeindegesetz,
man kann gar nicht alles auch nur aufzählen im Rahmen des Buches, was der
Fürst gewirkt hat bis zur Erlassung der Verfassung von 1921. Der edle Fürst von
hoher Bildung, selbst von einfachster Lebensart, ist Wohltäter aus innerstem Her-
zensbedürfnis. Man hat einmal berechnet, daß er im Laufe seiner Regierung im
großen Österreich und im kleinen Liechtenstein 75 Millionen Franken für wohl-
tätige, künstlerische und wissenschaftliche Zwecke geschenkt hat. Immer wieder
spendet er, wenn Not eintritt, und Vaduz verdankt ihm die monumentale Kirche.
Der Fürst wird verehrt und geliebt, wenn er ins Land kommt, und bald wird
ain Denkmal vor dem Regierungsgebäude erstehen.
Immer enger werden die Bande, länger schon sind die Aufenthalte, die Fürst
Franz I. im Lande nimmt, der die zweite Kirche bauen läßt im neu entstehenden
Ortsteil Ebenholz.
Zürst Franz Josef II. wohnt nun dauernd im Schloß, in den Gemarkungen
des Dorfes, dessen Schulen seine Kinder besuchen mit den Kindern des Volkes. Der
Ring ist geschlossen: Fürst und Volk heißt es in der Verfassung.