Wanderer, stehe still! Wenn du fragst, wer ich sei? Staub und Schatten!
Wer ich gewesen? Johannes aus dem edlen und vornehmen Geschlechte
der Freiherrn von Brandis,
nit dem aber jenes Geschlechtes Name und Waffen untergingen.
Wohin ich gewandert? Wohin das Schicksal es wollte.
Erbitte dem Toten die Ruhe des Paradieses!
Die Herren von Brandis hatten dem Volke weitgehende Selbstverwaltung
gewährt. Die „Brandisischen Freiheiten“ sind nicht nur Herrenrechte, die der Kaiser
den Landesherren verleiht, es sind auch Rechte des Volkes, die Landammann-
rerfassung fest verankernd,
Die Grafen von Sulz (1510—1613) entstammen einem alten schwäbischen
Geschlecht. Das Jahrhundert ihrer Herrschaft in Vaduz, die „Sulzischen Zeiten“,
werden im Volke noch lange gerühmt; zu den Freiheiten war eine Zeit des Friedens
gekommen.
Habsburg war am Wiederaufbau der Burg Vaduz interessiert, denn sie lag
gewissermaßen vor den Toren seines Herrschaftsbereiches. Es kam ein Vertrag
zustande, daß die Feste den Osterreichern in Kriegszeiten „offen gehalten“, das
heißt zur Verfügung gestellt werden mußte. Dafür subventionierte der Kaiser
regelrecht den Ausbau mit der Hälfte der Kosten. Es entstanden die riesigen
Rondelle im Norden und Süden der Anlage, die erst so richtig den Eindruck des
Mächtigen, Wehrhaften ergeben, den Schloß Vaduz auf jeden Beschauer macht.
41% und 5 Meter sind die Mauern, denn die Zeit der Kanonen war gekommen.
Die Burgkapelle erhält die heutige Raumgestaltung, und es gibt wohl wenige
Schlösser, die eine so stimmungsvolle Kapelle haben. Aus dem geschlossenen, von
hohen Mauern umgebenen Hofe tritt man in den kleinen Raum, schlicht und
bescheiden wirkend, aber mit spätgotischen Altären, mit einem gemütvoll-frohen
Bildwerke der Geburt Christi und zugleich mit einem erschütternd-ernsten Grab
Christi uns in die Andacht führend, die alte Kunst erweckt.
Die Grafen von Hohenems (1613—1712) bringen äußeren Glanz in die alten
Mauern des Schlosses: Glänzende Hoffeste und immer neue Schulden, Jagdhörner
und das Knistern der Feuer, die arme Menschen verbrennen, welche als Hexen
verurteilt sind, stets neue Suche nach Geld und die Drohungen des Dreißigjährigen
Krieges, das geschah zu Vaduz in dieser Zeit. Das Ende war der Bankerott.
Mit kurzen Unterbrechungen waren die Landesherren auch Bewohner des
Schlosses gewesen, seit 1350. Mit dem Kaufe der Grafschaft Vaduz durch das Haus