Der größte Industriebetrieb mit über 100 Arbeitern ist herausgewachsen aus
lem Gewerbe, der Vater des Inhabers hatte 3 Gesellen. Vor 90 Jahren wurde die
Landesbank vom Landeskasseverwalter so nebenbei geführt. Vor so Jahren gingen
noch Italienermädchen, junge Fabrikarbeiterinnen, unter der Führung von Kloster-
schwestern Hand in Hand zu zweit durch das Dorf, und vor 30 Jahren sagte
man noch: Er ist so reich, daß er einen Radioapparat hat.
Ich brauche das neue Vaduz nicht zu schildern, es liegt vor unseren Augen.
Wir wollen die neue Zeit nicht verleugnen und können es nicht, wir müssen von
Herzen froh sein, daß unsere Kinder und wir Arbeit haben und nicht die drückende
Not der Armut kennen. Es gibt kein Zurück in die alte Zeit.
Wir Vaduzer wissen längst, daß wir eine Minderheit sind, daß uns Bescheiden-
heit gebührt, und wir halten es so. Eines muß aber jeder sagen, der zu uns kommt:
Wer sich hier von Herzen einleben will und unsere Art versteht, der wird sich
nicht fremd fühlen, ihm wird Vaduz zur Heimat, ihm oder seinen Kindern.
Vielleicht liegt im geheimen ein doppelter Sinn im Werke: Dem Bürger will
es zeigen, wie stolz er auf seine Ahnen sein darf, wie er ihre Art achten und
bewahren soll. Ein armer Heimatloser ist, wer lächelnd sich über das Vergangene
erhebt, treu ist nur, wer es liebt und achtet. Und zu den Bürgern möchte ich
bewußt auch jene zählen, die Familien angehören, schon seit Generationen unter
uns wohnend, gleich, woher sie kamen, jene Menschen, die auf die Frage nach
der Heimat antworten würden: Vaduz. Es sind nicht wenige in unserem Dorfe.
Wer aber noch fremd sich fühlt in unserem Heimatdorfe, der kann vielleicht
manches an unserem Wesen besser verstehen, wenn er zurückschaut auf das
Werden der Gemeinschaft, in der er wohnt.
Es ist aber die ehrliche Überzeugung des Schreibers, daß die Besinnung auf
die Wurzeln unseres Gemeinwesens, auf die Wurzeln unserer eigenen Art nicht
verloren gehen soll, daß wir nicht der Geschäftigkeit verfallen dürfen mit Haut
und Haar. Die Kräfte des Alten, des Gewachsenen, Art und Fühlen unserer
Ahnen will das Buch zeigen in Wort und Bild.
Zine Brücke von der modernen Zeit zur alten, eine Brücke von uns zu
unseren Ahnen soll das Buch schlagen.