DORFORIGINALE
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Der „Zacher-Hans”
Johann Seger
Vom Zacher-Hans, meist nur Zacher genannt nach seinem Vorfahren, erzählt
man sich noch heute manches Geschichtlein, war er doch ein richtiges Original,
einfach-bieder und schlagfertig.
{n Chur hatte er ein kleines Darlehen, ein „Kapital“ aufgenommen, das ein
Triesenberger eines Tages aufkaufte, wohl um auf diese Weise zu einem neuen
Stück Boden zu kommen. Bald tauchte er beim Zacher im Altenbach auf und
kündigte ihm an: „I ha das Kapitäle kooft, Zacher, jetz bischt mi!“ Der Ange-
sprochene rief ihn in die Tenne, nahm einen Windenknebel und verprügelte seinen
Gläubiger, daß er kaum mehr zur Türe hinauskam. „So, jetzt häscht dis Kapitäle
samt em Zies“, waren die Abschiedsworte des Zacher. Gleich darauf aber erschien
der Weibel, denn der verprügelte Gläubiger war zum Richter gelaufen, und der
mußte ihn wohl oder übel holen lassen. Im Gefängnis aber benahm sich der Sünder
alles eher als untertänig, so daß der Wärter nicht mit ihm fertig wurde und beim
Richter jammerte. „Lassen wir ihn laufen, den Kerl“, meinte der Mann der Ge-
rechtigkeit schmunzelnd und nicht ohne Verständnis, und so geschah es.
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