tags die Hosen unter den Stiefeln trug, sonntags darüber. Da hatte er also auch
sein Sonntagsgewand.,
Das Reisen als Vergnügen war eine Sache für reiche Leute; wie hätte man
auch selbst an so etwas denken können! Auswärts kam man etwa bei einer Wall-
fahrt, aber die machte man zu Fuß und übernachtete auf einem Strohlager. Wo
wären sonst die Entbehrungen gewesen, die zur Wallfahrt und zur Pilgerschaft
gehören? Rodeln vom Schloß, das war ein Vergnügen für Winterabende, an denen
man ohnehin nichts zu tun hatte. Als die Vereine aufkamen, war es schon ein
prächtiges Erlebnis, wenn eine Sänger- oder Musikerreise auf Leiterwagen nach
Trübbach oder Azmoos führte oder gar nach Maienfeld.
Wenn es das Wetter erlaubte, saß man am Abend, am richtigen Feierabend,
auf dem Hausbänkle beisammen, deren es viele im Dorfe gab. Die Männer
besprachen die Ereignisse in Dorf und Land, und mancher Junge hat hier prak-
tische Staatsbürgerkunde aus dem Munde der Alten überliefert erhalten. Die
guten Erzähler wurden am Abend schon immer mit Sehnsucht von den Einsilbigen,
Stillen erwartet. Man besprach die Arbeit, man beriet sich in seinen Sorgen. Die
Nachbarschaft war oft echte Freundschaft, und die Stunde auf dem Bänkli die
schönste im Tage.
Tanz in Gasthäusern gab es höchstens dreimal im Jahr: zur Kilbe, zu Silvester
and zur Fastnacht. Weil aber die Jugend schon immer tanzlustig war, kam man
am Sonntagnachmittag etwa in einer Bauernstube zusammen und Zither oder
Mundharmonika waren die „Tanzkapelle“, Eine solche Zither ist noch erhalten,
Juli Seger in der Au hat sie 1850 als Dreizehnjähriger gekauft, aus eigenem Gelde
zwar, aber er traute sich nicht, es den Eltern zu gestehen. So versteckte er sie in
einem leeren Mostfaß und übte heimlich so lange, bis er einen schneidigen Marsch
konnte. Dann trat er vor Vater und Mutter, und es ward ihm verziehen. Gar
oft hat er mit diesem einfachen Instrumente zum Tanze aufgespielt. Der Doktor
hatte ihm zwar das Musizieren verboten, sonst werde er nicht alt, aber er hatte
die Trompete gemeint, und Juli Seger starb dann mit 86 Jahren.
Was wurde früher gesungen? Singend zogen die Buben aus der Schule, und
ım Sonntag klang es von der „Metzg“ an der Schloßstraße, vom Mareebüchel und
zus manchem Winkel, das frohe Singen der Jugend. „Im Wirtshaus haben wir oft
vor dem ersten Bier schon munter gesungen“, beteuerte ein alter Vaduzer, „aber
heute sind sie so hoch dran, daß sie es ohne Dirigenten gar nicht mehr können,“
Dreimal in der Woche waren „Stubertitage“: Sonntag, Dienstag und Donners-
:ag. Sogar Verliebte hielten sich an den Brauch, und das will viel heißen. Wer aber