„Hättest dir nur das Genick gebrochen, du Säufer, samt dem, den du mitgebracht
aast, das ist genau so ein roter Hund wie du!“ Man kann sich denken, wie dem
Büeble nun in der Fremde zumute war.
Dann ging es in die Schlafkammer. Neuer Schrecken: im einzigen Bett lag
ein Mann, und ein schwarzer Vollbart bedeckte ein ganzes Stück der Bettdecke.
Aber ein freundlicher Baß kam aus dem Bett: „Jetzt ist es recht, endlich habe ich
einen Buben bekommen. Schläfst bei mir im Bett, brauchst nur zu sagen, ob vorne
der hinten. Besser hinten, sonst fällst noch heraus.“
Nun verbrachte der Bub den ganzen Sommer mit dem Schwarzbärtigen. Wenn
sie ein Stück vom Hause weg am Arbeiten waren, dann 'tröstete er immer: „Ruh
dich nur aus, Büeble, schwaches, ich arbeit’ schon für dich auch, soviel Kraft
ınd Nerven hab ich noch.“
Mein Großvater hat zeitlebens von dem guten Manne erzählt und es ihm nie
vergessen, daß er ihm die größte Angst seines Lebens in der Verlassenheit der
Fremde durch seine Güte genommen hatte.»
Wie schwer war es früher, einen Beruf zu lernen! Ich habe einen Akt aus dem
Jahre 1790 gefunden, in dem die Gemeinden Schaan und Vaduz über das Oberamt
an die Hofkanzlei in Wien herantreten, es mögen Lehrstellen in Wien vermittelt
werden, hier gebe es keine. Die Hofkanzlei erklärt sich zur Vermittlung bereit
und es melden sich 10 Jünglinge. Weil man hier das Gerücht herumbietet, sie
bekämen nicht genug zu essen und würden zu den Soldaten eingezogen, kommt
die Sache nicht zustande. Um welche Berufe aber handelte es sich? Wagner, Schuh-
macher, Schreiner — solche Lehrstellen suchte man im fernen Wien, weil sie
aier nicht oder zu selten vorhanden waren.
Wer sich Kenntnisse aneignen wollte, die über das primitive Lesen und
Schreiben hinausgingen, hatte harte Mühe.
David Rheinberger erzählt aus der Jugend seines Vaters, des späteren Grund-
buchführers und Rentmeisters: „Die Gelegenheit zum Lernen mußte er sich mehr
und mehr erstehlen. Bald stellte sich bei ihm eine große Neigung und vorzügliches
Talent für Mathematik heraus. Ich weiß nicht, wie und woher er überall die
Lehrbücher dazu auftrieb. Sein Vater (der Amtsbote) schaffte ihm keine an, obwohl
er sonst auch ein großer Liebhaber von Büchern war. So mußte mein Vater sie
an allen Ecken und Enden zusammenschleppen, betteln, ausborgen und nicht mehr
zurückstellen. Er mußte Botendienste nach Feldkirch für seinen Vater tun. Dieser
zab ihm dann 6 Kreuzer Zehrung mit auf den Weg, welche er sich aber meistens