Volltext: Vaduz: ein Heimatbuch

Stilles Besinnen ist ein Grundzug seiner Sprache, und sinnend hat Johann 
einmal in die Christnacht hinausgehört und dann den Zauber des Glockengeläutes 
zeschildert, auf das die Vaduzer so stolz sind. Welch feines Einfühlen klingt aus 
seinen Worten: 
Die Glocken der Heiligen Nacht 
Vom Turm der Pfarrkirche schlägt’s langsam elf Uhr, und bum-bum tönt’s 
durch die Stille der Nacht; es läutet das „Erste“ zur heiligen Christmette mit der 
großen Glocke, dann fallen die anderen ein, ich öffne das Fenster, um besser zu 
hören, und lausche mit Andacht dem hochfeierlichen, herzerhebenden Geläute. 
Welch klangvolle Harmonie, welch gewaltig und doch sanftes Lied sie singen! Die 
tiefe, ernste Stimme der „Großen“, wie hält sie die Stimmen der anderen drei so 
fest und feierlich beisammen, deren Lied in der Luft umflattern möchte, lustig 
wie leichtlebige Vögelein! 
Der gewaltige erzerne Baß der Großen aber versteht es, wie prächtig rundet 
er den herrlichen Bariton der Mittagsglocke zu tiefem, weichem Goldklang, wie 
zroßartig dämpft er den stolzen, strebenden Metalltenor der Zweiten zu sanftem, 
willigem Einschmiegen. Mit dem übermütigen Silbersopran der Kleinen aber hat 
er eindeutig Not — wie die jubelt und jauchzt, glöckelt und klingelt und jagt, 
als wollte sie, wer weiß wie weit! Aber der tiefe, gewaltige Baß fängt sie gar 
geschickt und zürnt und schmeichelt sie unversehens in die feierliche, strömende 
Harmonie der Liederstrophe ein. 
Am ı1. November 1911 trägt Johann Walch ins Tagebuch ein: „Die letzte 
Nacht im Elternhaus geschlafen.“ Es wurde verkauft, das Feldweibelhaus im 
Stätdle, und schwer wurde der Abschied. Bei Schwester Albertina, dann bei 
Bruder Rudolf und zuletzt in der Familie von dessen Sohn, Maurermeister Emil 
Walch, verbrachte er nun sein Leben.
	        

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