Volltext: Vaduz: ein Heimatbuch

Johann mit mir genommen. Er war auch noch ein klein Büblein, doch war er 
schon zwei Jahre vorher im Schwabenland gewesen. So haben wir es denn so 
weit gebracht, daß wir ı00 bis 130 Gulden und darüber haben unseren Eltern 
heimbringen können. Dieses war mir allemal die größte Freude, der Mutter das 
Geld vorzählen, das wir verdient hatten. Vor Freude weinend und dabei Gott 
dankend hat sie es angenommen. Auf der Stelle haben sie es hingetan, wo sie es 
schuldig waren. So haben wir manchmal acht Tage nach unserer Ankunft keinen 
Heller Geld von unserem so hart verdienten mehr gehabt, daß es Gott erbarm. 
Trotz dem allem haben wir Kinder den Mut nicht sinken lassen, denn unsere Liebe 
zu Vater und Mutter war zu groß. 
Dann habe ich schon 1835 bei guten Herren in Chaux-de-Fonds im Taglohn 
angefangen, ohne Meister zu schaffen und 1836 wieder, wo ich und mein Bruder 
schon so viel verdient haben, daß wir schön die ausständigen Zinsen haben zahlen 
können. O welche Freude hatten unsere Eltern! „Gott Lob und Dank!“ sagte 
die Mutter jetzt, „daß der Herrgott mir euch Buben geschenkt hat! O wenn’s 
wir nur noch einmal so weit bringen, daß wir noch ein eigenes Haus vermögen, 
dann wollte ich gerne sterben.“ Die Mutter hatte die Gesundheit durch vieles 
Arbeiten und Kummer verloren. 
1837 haben wir mit den Brüdern Laternser angefangen mit Akkordarbeit; 
wir haben 1838 schon drei Häuser verakkordiert und diesen Sommer 300 Gulden 
verdient. Anno 1839 haben wir. zehn Häuser, klein und groß, aufgerichtet. 
Dieses Jahr haben wir 700 Gulden heimgebracht. Unzählige Freuden! Unsere 
Eltern, wie froh konnten wir sie jetzt noch sehen! 1840 haben wir zehn Häuser 
gemacht, und wir haben unseren Eltern 1700 Gulden bar auf den Tisch gezählt. 
Da ist unsere selige Mutter neben dem Tisch gesessen und hat endlich zu mir 
gesagt: „Du wirst es um Gotteswillen nicht gestohlen haben!“ „Nein“, sagte ich, 
„deswegen habt Ihr Euch nicht zu bekümmern, wir haben es mit der Hilf Gottes 
verdient und gewonnen.“ 
Gedenkt, liebe Kinder, wie Gott uns von der tiefsten Armut geholfen hat. 
Ich schreibe dieses Glück nur unserer Elternliebe zu. Meine lieben Kinder, vergeßt 
das vierte Gebot Gottes niemals, ehret und liebet eure Eltern! Wenn ich früher 
sterben sollte, so liebet die Mutter und helft ihr, was in euren Kräften steht! 
Anno 1841 habe ich das elterliche Haus, das uns 1825 ist versteigert worden 
um 1200 Gulden, wieder zurückgekauft für 1900 Gulden. O welche Freude hatten 
ansere Eltern darüber! Ich glaub, daß wir der Mutter das Leben damit verlängert 
haben.
	        

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