Anton Ospelt
Maurermeister und Richter
Unglück, Mißjahre und Not, aber vor allem ein ungeheurer Arbeitswille,
Kindesliebe und tiefe Gläubigkeit treten uns in der „kleinen Chronik“ entgegen,
lie Anton Ospelt 1845 in ein unscheinbares Notizheft eingetragen hat.
Den Vater schildert er als einen religiösen Mann, der lieber einen Gulden ver-
lor, als daß er jemandem nur um einen halben Kreuzer Unrecht tat; die Mutter
Johanna, geborene Laternser, war die Seele der Familie, und zugleich sagt der Sohn
von ihr, sie sei „ein Weib zu aller Arbeit auf dem Feld und in dem Weingarten,
daß ihr dort keiner Meister war“.
Die Übernahme des Vaterhauses in der Herrengasse war nicht ohne Schulden
möglich gewesen, und hartnäckiges Unglück im Stall vermehrte sie, So wurden
die Jahre der jungen Ehe zur Sorgenzeit. Folgen wir nun der Chronik:
«So haben sie jährlich 35 Gulden Zins zu entrichten gehabt — und wo nehmen?
Ihre kleine Losung vom Wein hat nicht einmal reichen mögen für Schuhmacher,
Salz und dergleichen Sachen, die in einer Haushaltung nicht zu entbehren sind,
und vom Vieh hatten sie keinen Ertrag, weil sie immer drum gekommen sind.
Anderen Verdienst hatten sie nicht, nur im Bockwingert hat die Mutter ein Viertel-
teil bekommen zum Bearbeiten, weil sie so gut damit hat umgehen können. Dann