Alte und neue Zeit
Zogen einst die Schweizer Haufen
kampfbegierig übern Rhein,
so begann ein mördrisch Raufen,
Blut floß mehr als roter Wein.
Ziehen jetzt die Schweizer Haufen
dampfbegierig übern Rhein,
so beginnt ein fröhlich Saufen
auf dem Schloß zu Liechtenstein.
Und statt Beut’ zusammenraffen,
wie getan es einst der Vater,
holt der Sohn sich einen Affen —
and ringt morgen mit dem Kater.
Ein preußischer Amtsrichter erinnert in seinen Versen an das Jahr 1866, an
den letzten Krieg, und er schlägt das so häufige Gesprächsthema an, daß Liechten-
stein und Preußen sich für alle Zeit im Kriegszustand befinden, weil nach 1866
niemals Friede geschlossen wurde.
Wie beim Schweizer Dichter aber bringt der Wein die versöhnliche Stimmung,
er macht die Gegner von einst zu Freunden.
"tTLed.-
In dolce far niente,
in dolce val Vaduz
denk ich „festina lente“
und biet’ dem Wetter Trutz.
Im kriegerlosen Lande
als einzger Landwehrmann
halt ich mich in Reserve,
sonst geht’s noch einmal an.
Wie anno sechsundsechzig
zeht’s mit uns ins Gericht,
Der Liechtensteiner rächt sich, —
er schloß den Frieden nicht!
Ich geh hinauf zur Vesten
der Herrn von Liechtenstein:
„Frau Küferin, vom besten
Vaduzer schenk mir ein!“
Wir wollen Frieden schließen,
wenn’s sonst auch niemand mag,
nur Rebenblut vergießen
5is in den sinkenden Tag...