RIEM nennt zwei ihrer Forschungsregeln: Erstens das Prinzip der Offen heit, d.h. der Verzicht auf eine Hypothesenbildung ex ante.15 Das (zweite) Prinzip der Kommunikation besagt, dass zwischen Forschungsobjekt und dem Forscher eine Wechselbeziehung entsteht, die es zu berücksichtigen gilt. Die Neutralität eines der bedeutendsten qualitativen Erhebungsinstru mente, des Interviews, wird damit in Frage gestellt; denn «das Messobjekt ist nicht unberührt durch den Messvorgang»16. Die meisten Sozialwissenschafter neigen, so meint WILSON7 festge stellt zu haben, «wohl zu einer gemässigten Auffassung zwischen dem quantitativen und qualitativen Extrem». Und GABRIEL hält fest: Eine politische Leistungserfassung - und um nichts anderes handelt es sich bei der vorliegenden Fragestellung - ist «niemals rein quantitativ, sondern immer auch qualitativ»18. Zur Untersuchung von Regelmässigkeiten und zur Bestimmung von Häufigkeiten mögen quantitative Verfahren nützlich sein; doch nur aufgrund eines Verständnisses des Ganzen können die gewonnenen Daten klassiert und interpretiert werden. Es ist heute in den Sozialwissenschaften Usanz geworden,
quantitative und. qualitative Ansätze zu integrieren und jedes Verfahren als notwendigen Gegenpart und hilf reiche Vervollständigung des andern zu betrachten.19 WILSON fasst die Methodeninterdependenz zusammen: «Somit ergänzen sich qualitative und quantitative Ansätze gegenseitig und konkurrieren nicht miteinander. Jeder liefert eine Art von Information, die sich nicht nur von der anderen unterscheidet, sondern auch für deren Verständnis wesentlich ist.»20 Es gibt «nicht ,gute' und,weniger gute' Methoden an sich; der Wert einer Methode steht und fällt... vielmehr mit den je besonderen Erkenntnisbe dürfnissen, die sich aus bestimmten Fragestellungen ergeben», stellen FREI/RULOFF21 fest. Für eine Bestandesaufnahme der parlamentarischen Kontrolle kann nur eine
Mischung der Vorgehenmeisen zum Ziele führen. Im folgenden werden deshalb die zur Verfügung stehenden Protokolle quantitativ und mittels Indikatoren ausgewertet. Da in den kleinen liechten 15 G.M. KÜCHLER, 376: Es sei «... absurd zu fordern, dass am Anfang der Untersuchung zunächst die dann zu prüfenden Hypothesen aufzustellen sind...». 16 HOFFMANN-RIEM, 348. 17 WILSON, 488. 18 GABRIEL, 15. 19 KLEINING, 224. 20 WILSON, 501. 21 FREI/RULOFF, 349. 22