Volltext: Rudolf Schädler

..Die bewegten Wolkengebilde, die meine 
Phantasie stets beschäftigten, regten zur 
Plastik an. Da fand ich auf einmal, dass je- 
ne fernen, wunderlichen Wolkengestalten 
und -gesichter in den skurril gewachsenen 
Bergföhren kleine Geschwister hätten. Weil 
ausserdem die Wolken davonflogen, so griff 
ich nach jenen mir nahen und seltsam ge- 
vundenen Legföhren, die auf den obersten 
Schrofen thronen. Vorerst beschnitzte ich 
diese im geheimen mit dem Taschenmesser. 
Im Bestreben, ein bodenständiges Reisean- 
denken herzustellen, schnitzte ich dann klei- 
ne Korkfiguren, die ich «Alpgeister» nannte. 
Später ging ich an grössere Stücke. Wenn 
mir das Rohmaterial ausgeht, so begebe ich 
mich wieder auf die Wurzeljagd. Die interes- 
santesten Stücke finde ich stets dort, wo die 
Natur dem Baum den stärksten Widerstand 
ontgegensetzt, also auf den exponierten, 
schwer zugänglichen Felskämmen. Im ge- 
schützten, weichen Boden hingegen sind die 
Wurzeln nicht interessant. Das Gewinnen 
und Bergen der oft schweren und unförmi- 
gen Stücke ist nicht immer leicht. Man muss 
dabei schwindelfrei und im Klettern geübt 
sein. Oft nehme ich auch das Schnitzwerk- 
zeug mit und bearbeite die Stücke an der 
Fundstelle... 
Rudolf Schädler im Schweizer Journal, August 1954
	        

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