Der Künstler Rudolf Schädler
Mitten in der Landschaft Liechtensteins
nat die eigenwillige Schnitzkunst Rudolf
Schädlers ihren naturbedingten Platz.
Dies ist auch der Grund, warum in die-
sem Büchlein Landschaftsbild und Schnit
zerei dicht beieinander stehen. Sie gehö-
ren zusammen. Schädlers Arbeiten sind
Nicht Kunsthandwerk oder Spielerei, sie
sind vielmehr Zeugnisse einer Kunst,
deren Ursprünglichkeit nicht allein in der
schöpferischen Phantasie und im hand-
werklichen Können liegt, sondern auch in
den eigenartigen Gebilden, welche die
Natur aus der Landschaft heraus dem spä:
teren Werk gleichsam als Grundform bei-
zibt. Der Wert der künstlerischen Arbeit
wird dadurch keineswegs geschmälert,
denn noch braucht es bis zur fertigen
Gestaltung, zum Werden des Werkes das
offene Auge, die rege Vorstellungsgabe,
die sichere Hand und die tiefe Hingabe
des Künstlers.
In der Abgeschiedenheit der Bergwelt auf
Masescha kann sich Schädler seiner
Schnitzkunst und seinen musikalischen
Kompositionen widmen, die ihn ebenso
über die Grenzen seiner Heimat hinaus
als eigenwillig schöpferischen Menschen
bekannt gemacht haben.
Von hier aus steigt er hinauf in die Schro-
fen und Felsen des Fürstensteigs, in den
Berg-Urwald, ja man könnte fast glauben
in die Nähe der Wolken, deren stets sich
wandelnde Gebilde ihm ständigen Anreiz
zur Formung und Gestaltung geben. Von
dort herunter stammen die im schneiden-
den Gratwind verdrehten «Arala»-
Strünke, die knorrigen Aste und bizarren
Zweige der zäh-lebigen Bergföhre, die
sich schon am Ort ihres Wachstums in
seiner Phantasie zu verschmitzten Berg-
geistern und geheimnisvollen Wesen, zu
ranken Windbräuten und graziösen Tän-
zerinnen formen. Aber erst die Gestal-
tung in der Werkstatt macht dem Auge