Rhein und Rüfen
einen Strassenbau in den Rhein gesprengten Steine gleichsam ein Wuhr bil-
den würden und dadurch der Rhein auf die Balzner Seite gelenkt werde,
drohte es St. Gallen mit einer Intervention beim Deutschen Bund, wenn
diese Protestazion nicht geachtet werden sollte.» (JBL 69 S. 221).
Dass man sich nicht an Vereinbarungen hielt, beweisen die einzel
aen Fehden. Schuld daran waren die noch mangelhaften Bezeichnungen
der Grenzen und Wuhrmarken, die mit ihren Verweisen auf Bäume und
Bergeinschnitte Tür und Tor für gegensätzliche Auslegungen zuliessen.
Ebenso war es der Rhein selbst, der bei Hochwasser gesetzte Marken
hinwegschwemmte und bestehende Wuhre vernichtete. Krapf bewertet
den sich zu einem regelrechten «Wuhrkrieg» zugespitzten Streit zwi-
schen Triesen und Wartau aus dem Jahre 1618 (Seite 45) folgendermas-
sen: «Wir wollen zuletzt noch der Klage Erwähnung thun, die im Jahre
1618 Sevelen und Wartau gegen einen schädlichen Wuhrbau auf Seite Trie-
jens einbrachten. Statt den weiteren Gang der Prozessführung abzuwarten,
engen die von Sevelen und Wartanu an, das Wuhr niederzureissen, wurden
aber in diesem Geschäfte von den Triesnern mit Schusswaffen unangenehm
gestört. Dieser nicht ganz gerichtsordnungsmässigen Art von Duplik und
Replik war auch das summarische schiedsrichterliche Verfahren des Vaters
Rhein, der im folgenden Jahre bei einer Wasseranschwellung das Wuhr
radıkal wegfegte, vollständig angemessen.»
Not und Elend
Der Talvogt Rhein brachte die Bevölkerung zu einem Teil an den
Bettelstab, nicht nur bei uns, sondern auch gegenüber auf der heutigen
Schweizer Seite, wo es doch noch weniger Kriegszüge, Truppendurch-
züge, als wie bei uns gab.
Wie schlimm es im 17. Jahrhundert aussah, beschreibt Ulrich
Reich in seiner 1921 erschienenen Chronik (Seite 21): «7611. Da die
Gemeinden Sargans, Mels und Vilters viel mit Wuhrarbeiten belästigt sind,
die meisten in die Zeit fallen, da der Mehrteil des Volks «vas ufgässen hat»,
;o dass der arme Mann den ganzen Tag bei sehr geringer Kost oder fast gar
keiner Nahrung arbeiten muss, werden die regierenden Orte ersucht um die
Gnade, an jenen Tagen durch den Landvogt an die armen Leute Brot aus
teilen zu lassen, damit sie um so williger arbeiten.»
ım JBL 2 (S. 228) ist in bezug auf das 17. Jahrhundert zu lesen:
«Es war auch sehr erklärlich, weshalb die Leute sich um neue Brot-
quellen umsahen; denn die Not war ausserordentlich gross. Die vieljähr-
gen Kriege mit den unaufhörlichen Einquartierungen, die Verwüstungen
durch fremde Truppen, die räuberischen Einfälle, die häufigen Feuers-
brünste, die immer wachsenden Steuern, und Contributionen, die Schul-
denlast der Grafen, für die das Volk einstehen musste - brachten das thätige
Völklein an den Rand des Unterganges. Einer Notiz von der Hand des
damaligen Pfarrers zufolge, war die Lage der Gemeinde Triesen ganz
besonders traurig. Pfarrer V. von Kriss (1664-4692) bat den Landvogt
dringend, ihm 24 fl. von seinem Einkommen vorzustrecken, um den armen
Leuten helfen zu können, da er alles habe hingeben müssen.»
Selbst beim Übergang der Grafschaft Vaduz an das Fürstenhaus
Liechtenstein spielte der Rhein eine Rolle. .
Bei den Verhandlungen wendet Fürst Johann Adam 1709 ein, es
müsse der Termin des Kaufabschlusses für Vaduz verschoben werden,
weil unter anderen nicht erledigten Sachen (Gut Gamander verkauft, die
Grenzen gegen Österreich und Graubünden nicht festgelegt etc.) Trie-