Rhein und Rüfen
Ein zweiter, nicht minder schädlicher Nachtheil, der der Kultur die-
ses Ländchens wegen der Nähe des Rheines zugeht, sind die moosigten
sumpfichten Riede, die einen nicht unbedentenden Theil der schönsten
Fläche an mehreren Orten einnehmen, und wegen ibm hauptsächlich nicht
‘rocken gelegt, nicht urbar gemacht werden können.
Sein Beet wird von Zeit zu Zeit höher, dämmt das dahin leitende
Gewässer aus den Abzugsgräben zurück, das sich aus Mangel des Abflusses
auf der Oberfläche verbreitet, setzt durch die Zwischenräume der Wuhrun-
zen viel Wasser in die lockere Sanderde ab, das sich weiter zieht, in der tief-
sten Fläche hervorsteigt, sich da mit der von den Bergen eben dahin drin-
genden unterirdischen Wassermasse vereinigt, und so entstehen hauptsäch-
lich bei nassem Wetter Sümpfe, die auf der Fläche, die sie bedecken, nichts
als Rohr, und schlechte keineswegs zur Fütterung dienliche sohin nur zum
Einstreuen brauchbare Grasarten (nach der Landessprache Streue genannt)
ıufkommen lassen.
Wenn gleich dieses Produkt einen eben so grossen Nutzen, als
schlechtes Heufutter abwirft, weil es aus Mangel eines andern Geströhrs
zum Einstreuen, und Dungmachen stark gesucht, und gut bezahlt wird, so
lässt sich doch nicht verläugnen, dass der Boden bei möglicher ordentlicher
Kultur einen viel bedeutenderen Ertrag abwerfen würden.»
Rhein - um 1800 in Triesen
Aus Bemerkung Tschugmell zu «Gemeinde Rechnung 1829»
"Seite 14): «Durch viele Jahre sind in den Gemeinde-Rechnungen jeweils 4
Wauhrmeister vermerkt und stehen Auslagen betreff Wuhrstein etc. Es muss
also in jenen Jahren fleissig gearbeitet worden sein beim Wuhren am Rhein.
Leider aber kam der Rhein viel zu nahe nach Triesen herüber und vielleicht
war daran schuld der anno 1808 gemachte Verkauf der Triesner Wiesen
drüben, wo jetzt das Wartauer Armenhaus und die Fischzucht sich befindet.
Jene 1000 guten Gulden waren zwar damals ein schweres Stück Geld,
jedoch wurden sie bald verbraucht und die uralte Karte die anno 1793 zeigt
noch den Besitz der Triesner Heuwiesen und den alten Verlauf des Rhein-
stromes, der dort drei Arme hatte. Was gäbe nur eine einzige Rheinbreite
wertvollen Grund und Boden in der heutigen, schmalen Rheinebene bei
Tresen.»
1821 schrieb die Regierung den Triesnern:
«Verordnung des Oberamtes, dass die Dämme hergerichtet werden
müssen. Von den Triesnern geht die Sage, dass sie den Rhein am Berg ent-
lang fliessen lassen möchten, und das Wuhr erst bei Vaduz beginnen solle.
Schubpler warnte die Triesner vor solch unchristlichen Gedanken.»
1862 wurde das Neugereut zu Eigentum an Bürger ausgeteilt.
jeder musste (auf Entscheid der Regierung hin) 10 fl. dafür bezahlen als
Kapitalanlage: «Dieses angelegte Geld als Entschädigung für die Nach-
kommen wurde später zur Erstellung des Rhein-Dammes gegen die Vadı-
zer Grenze hin verwendet.»
1862 lehnt es die Regierung ab, Auwälder hauen und austeilen zu
dürfen, weil die Rheinwuhr-Landes-Commission beschlossen habe, das
zänzliche Abholzen der Auen neben den Rheinschutzbauten völlig zu
verbieten. (Erst 1942/43 wurden die Gehölze im Zuge der Melioration
and der Errichtung des Binnenkanals gerodet.)
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