Rhein und Rüfen
Schweiz, im benachbarten Österreich und in Deutschland veranstaltete
man Sammlungen für die Überschwemmten des Rheinthales, die über
Erwartung gross ausfielen. Auch die Gemeinde Balzers erhielt von diesen
Geldem einen beträchtlichen Antheil.» Ein letztes Mal durchbrach der
Rhein 1888 den Geleitsdamm unter dem Dreiangelweg in Triesen
(«Sevelerdämmle»), 1872 war er nochmals unter der Gampriner Mühle
eingebrochen. Seither hatte Liechtenstein wohl noch Rheingrössen mit
Rückstau des Wassers durch den Kanal in Eschen, dann im Heilos
(Trachterkopf) und im Gartnetsch in Triesen, wo der Rhein für den
Abfluss des Balzner Mühlbaches offengehalten werden musste. Die ver-
heerendste Rheinkatastrophe brachte der Dammbruch vom 25. Sep-
tember 1927 ob der Eisenbahnbrücke in Schaan, woran allein die min-
destens um einen Meter zu tief hängende Eisenbahnbrücke der ÖBB
Buchs-Schaan schuld war. Zum letzten Male - so hoffen wir für alle Zei:
ten - mussten die Sturmglocken von den Türmen im Tale vor drohender
Rheineinbruchgefahr warnen.
Abgesehen vom Schaden der fast jährlich wiederkehrenden und
immer wieder die Ufer überflutenden Hochwasser, wie sie sich seit jeher
bei Schheeschmelzen, Gewittern, langanhaltenden Regengüssen als
«Rheingrössen» und Rheinüberschwemmungen ergaben, mussten ver-
hcerende Schäden grösseren Ausmasses dann im Rheintal eingetreten
sein, als man die Reichs- und spätere Landstrasse in der Ebene anlegte,
mehr und besseres Kulturland durch Roden gewann und begann, dieses
mittels Wuhren zu schützen, so dass man zuletzt ganz ins Tal hinein
baute.
Verheerend in den dem Rhein abgerungenen Gebieten wirkte das
Rückstauwasser. Es vernichtete das Rietheu, das nur mehr als Streue
verwendet werden konnte. Im Rückstauwasser verfaulten vor allem die
Kartoffeln, die mit Vorliebe auf den ausgegebenen Gemeindeteilen
gepflanzt wurden. Auch Korn und Mais konnte es erwischen und für die
menschliche Ernährung unbrauchbar machen.
Der Rheineinbruch 1446 warf den Hauptgiessen des Rheins in die
Richtung Schollberg-Trachterkopf. Dabei kam das Gebiet der Heuwie-
sen auf die linke Seite des Hauptstromes und auf die Schweizer Seite,
nachdem die Mitte dieses Hauptstromes als Grenze angenommen
wurde (Spruchbriefe von 1467, 1562, 1698).
Am Rhein um 1800
Landvogt Schuppler (1809-1827) berichtet 1815 kritisch über das
ıhm zur Verwaltung vom Fürsten anvertraute Land, so auch über der,
Rhein und die Art und Weise, wie die Bevölkerung mit dieser Plage fer
tig werden wollte. Er schreibt: «Hauptflüsse giebt es da, nebst dem
Rheine, der an der westlichen Gränze Tal a allein desto mehr
von dem Bergrüken herunterrauschende Wasse Alle, kleine Bäche, und ın
den niederen Punkten zur Ableitung der überflüssigen zum Theil aus den
Gebürgen herunterdrückenden, zum Theile aus dem Rheine eindringen-
den Gewässers angebrachten Wassergräben, die jedoch dem Zwecke aus
dem Grunde nicht ganz entsprechen, weil das Rheinbeet, worein sie gelei-
tet werden, zu hoch liegt, sohin das Wasser statt abzufliessen, zurückge-
drückt wird.
Wenn gleich der Rhein, da er hier schon mit Flötzen befahren wird in
Handlungsrüksichten viele Vortheile gewähret, so ist doch der Schaden, der
seinetwegen dem Lande in Bezug auf. Mühe, und Kultur zugeht, viel über-