Volltext: Geschichte der Gemeinde Triesen

\rmut, Kriege und Notzeiten 
Und doch gelang es im 17. Jahrhundert, die Bekämpfung der Pest 
ın den Griff zu bekommen. Man versuchte die Reisenden zu kontrollie- 
zen und schrieb sogar Passbriefe aus. Die grösste Rolle im Heilprozess 
spielten nach wie vor die Bäder und unter diesen jene mit schwefelhalti- 
zem Wasser. In dieser Zeit entstand in Triesen 1617 das Bad Vogelsang, 
das sein schwefelhaltiges Wasser aus der dahinterliegenden Tobelquelle 
nerleitete, Das Bad wurde bis ca. 1800 rege benützt. Es war die einzige 
Heilquelle in der Grafschaft Vaduz. Dagegen gab es in der schweizerı- 
schen Nachbarschaft Bad um Bad. 
1689 wird der letzte Pestzug in unserer Gegend verzeichnet. 
Von den heute noch bestehenden ca. 60 «Kappeli» in unserem 
Lande sind mehrere sog. Pestkappeli, davon in Triesen zwei (bei der 
Säge ım Oberdorf und am St. Mamertenweg). Vermutlich sind sie der 
Reihe der Stationenkapellchen zuzuzählen, die einst von Triesen bis 
Masescha am Wege gestanden haben. 
Die Pest übte im 17. Jahrhundert den grössten Einfluss auf die Le- 
bensentwicklung bei uns. Dazu kam noch als Besonderheit das Morden 
an der Bevölkerung bei der ebenfalls ins 17. Jahrhundert fallenden 
Hexenverfolgung. Beide Faktoren dezimierten das Volk, die Talschaft 
musste sich ja direkt entvölkern. Wer blieb zurück? Die reichsten Leute 
hatten am ehesten fliehen können, sowohl vor der Pest wie vor dem 
Aexentode. Ebenso konnten junge kräftige Leute leichter wegkommen 
als Gebrechliche, Alte und Kinder. Dazu kam der akute Mangel an Le- 
bensmitteln. Schwächlinge vermochten nicht mehr den Acker zu bestel- 
len, Krieg und Truppendurchzüge hatten zudem das ihre dazu beigetra- 
zen, die Not zu vergrössern. Das Vieh war geraubt. Wie mancher 
Kamin rauchte nicht mehr, wie manches Haus verlotterte und zerfiel. Es 
fehlte nach der Katastrophe jeweils die Kraft, sich von selbst wieder 
rasch aufzurichten. Es wird damals wohl auch so gewesen sein, wie 
Schuppler um 1810 erklärte, es hätte keinen Sinn, den Leuten Gemein- 
deboden in den Rheinauen zuzuteilen, weil sie nichts haben, sie zu dün- 
zen; man müsse zuerst warten, bis sich der in den Franzosenkriegen ver- 
minderte Viehstand erholt habe. Anderthalb Jahrhunderte früher aber 
waren in den Bündner Wirren, im Dreissigjährigen Krieg, bei den 
Schwedeneinfällen etc. immer und immer wieder die Viehherden (die 
Grundlage des bäuerlichen Lebens) dezimiert und gestohlen oder ver- 
nichtet worden. Nun kam obendrein noch die Pest. Zurück blieb der 
Rest einer total verarmten und in jeder Hinsicht geschwächten Bevölke- 
‚ung. Es musste Jahrzehnte andauern, bis sich diese wieder erholt hatte 
ınd die Gemeinden wieder so bewohnt waren, das Land bebauen zu 
zönnen, wieder eine zuversichtlich in die Zukunft schauende Bevölke- 
‚ung herangewachsen war und von neuem begann, das Land auf- 
zubauen. Die Erfahrung lehrt, dass gerade solche Notzeiten in den 
Überlebenden einen besonderen Willen bilden, sich durchzuringen. Das 
nuss vor dreihundert Jahren stark der Fall gewesen seın. 
Von Grippeepidemien 
sind Berichte erhalten. So gab es Ende der 1890er Jahre Grippe- 
züge, die aber meistens nur ältere Leute erfassten. Anders waren spätere 
Grippeerkrankungen. Die schwerste traf uns Ende des 1. Weltkrieges 
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