Armut, Kriege und Notzeiten
Den 22ten März nahmen die Franzosen den Gulmen ein; und
behielten ihn besetzt 3 Täge, bis sie sich den 25ten März von Veldkirch in
die Schweitz und Bündten zurückziehen mussten.
Den 27ten März kamen die Kayserlichen und die Vorarlberger
Scharpfschützen und Landmiliz hier an; und hielten den Triesenberg bis
den 19ten May besetzt, da die Franzosen in der Schweitz bis über Zürich Zu-
rückgetrieben wurden. Wornach ich öfters grosse und beschwerliche Ein-
gquartierungen der Kayserl, Königl. Officiers gratis ertragen musste: Mein
Scheiterhauss ward in ein Pferdestall verwandelt, mein Pfarrhof ward viele
Nächte nicht geschlossen und die Kayserl. Schildwache bewachte ihn und
ıch konnte viele Nächte in keinem Bette schlafen obschon ich fünf hatte
fc.»
Die Folgen der französischen Revolution und der Franzosen-
kriege fasst Malin im JBL 1953 (S. 39) zusammen:
«Die unendliche Fülle der Ereignisse um 1800 lässt sich mit wenigen
Begriffen umreissen: Die Revolutionsjahre und der Einbruch der französi-
schen Streitkräfte in Mitteleuropa. Das Fürstentum Liechtenstein litt unter
den Geschehnissen ausserordentlich: Aufgebote, Besetzungen, Plünderun-
gen, Gefechte und alles, was mit militärischen Invasionen von Revolu-
tionsheeren zusammenhängt, zehrten an den wirtschaftlichen Kräften des
Landes und halfen mit, die alten Einrichtungen aufzulösen. Die unmittel-
bare Folge der französischen Invasion war ein wirtschaftlicher Tiefstand,
der den entschlossenen Zugriff der Obrigkeit und die Abschaffung der alten
Einrichtungen rechtfertigte. Die Kriegsschäden in den Jahren 1794 bis 1802
sollen fast eine Million Gulden betragen haben; die Bilanz des fürstlichen
Rentamtes schloss in diesen Jahren stets mit einem Defizit ab.
Zurück zu den Kriegsereignissen.
Nachdem 1796 Napoleon in Italien den Oberbefehl über die franzö-
sischen Truppen übernommen hatte, eilten diese von Sieg zu Sıeg. Die
Österreicher erlangten keinen entscheidenden Sieg mehr. So konnten die
Franzosen trotz einer zuvor erlittenen Niederlage 1796 bis an den Bodensee
vordrängen, nahmen Konstanz und Lindau und bedrängten Bregenz,
Liechtenstein hatte sich verpflichtet, den Vorarlberger gegen die Franzo-
sen 120 und in beiden Ausschüssen 240 Mann zu stellen. Die Vorarlberger
zogen gegen Bregenz und der Landsturm wurde überall aufgeboten.
Da erliess der Landvogt Menzinger einen Aufruf an alle Gemeinden
(6. August): Der Feind naht, Raub und Brand ist in seinem Gefolge. Die
Landammänner sollen ihre Amtsangehörigen von der Gefahr unterrichten
und sie bewegen, durch Verabredung eines allgemeinen Landsturmes vor so
schrecklichen Übeln sich in Sicherheit zu setzen. Das Oberamt wird alles
dazu beitragen. .
Aber schon zwei Tage nach diesem Aufruf war alles entschieden. Am
8. August nämlich griffen die Franzosen die österreichischen Truppen aus-
serbalb Bregenz an, schlugen sie und die Stadt wurde übergeben. Der vor-
arlbergische Landsturm kehrte in Unordnung zurück, Jakob Helbert
schrieb nun: Da entstand ein grausamer Lärm zu Feldkirch, alldort flieht
und flüchtet alles in die Schweiz und nach Bünden, Weib und Kind. Da
sieht man Wägen dem hundert nach. Es wurde Fuhrlohn bezahlt bis an den
Rhein 7-0 fl.; dann mussten sie wieder 612 fl. Schifflohn zahlen, Schwer
mussten die Feldkircher da ihre vorigen Kontributionen büssen, welche sie
bei der Sperre den Schweizern und auch uns im Liechtensteiner Ländlein
antaten. Haus und Hof lassen sie im Stich samt Wein und Gerätschaften.
Nur die besten Sachen flüchten sie. Das Oberamt von Feldkirch flieht ın die
GAR