Armut, Kriege und Notzeiten
Franken. Von Ulm drängte man wiederholt auf Bezahlung dieses
Neil, Aber die liechtensteinischen Gemeinden lehnten die Bezahlung
ab.
Vorweg soll nun ein Bericht des «Armenpfarrers» Benedikt
Schmidt, Triesen (1794-1807), aus JBL 1902 über seine Erlebnisse der
Franzosenzeit in TIriesen wiedergegeben werden:
«Pfarrer Schmidt verlebte in Triesen die schrecklichen Jahre des
deutsch-französischen Krieges. Er selbst hat aus jener Zeit folgende Notizen
hinterlassen: 1794 im Monat November kamen die ersten kaiserlichen Völ-
ker ins Liechtensteinische, den Rhein zu sperren und die Ausfuhr an Früch-
ten, Vieh etc. zu erschweren unter dem Sperrkommando; 1795 vermehrten
ze sich und kamen auch ungarische Husaren; 1796 wurde auf den Balzneı
Wiesen das erste Lager geschlagen, indem die Franzosen Miene machten,
durch Bünden einzudringen. Im Juni wurde noch ein anderes Lager in der
Vaduzer Au geschlagen, bis sie endlich gegen Bregenz aufbrechen mussten
wo die Franzosen eingedrungen, aber nicht weiter als bis Götzis kamen. Im
nämlichen Jahre hatten wir dann starke Winterquartiere. Im Oktober 1798
rückten die Kaiserlichen in Bünden ein. Am 6. März 1799 setzten die Fran
zosen unter Massena bei Trübbach über den Rhein, nahmen die Steig ein,
verjagten die Kaiserlichen aus Bünden und hielten auch unser Land 18
Tage lang besetzt, wo sie bei Feldkirch geschlagen wurden und wenigsten:
4000 Mann auf dem Platze liegen liessen. Den 1. Mai wollten die Kaitserli-
chen die Steig und Bünden einnehmen; aber es glückte ihnen nicht bis am
14. Mai Bünden gefallen und sogleich die kaiserliche Armee über den
Rhein gesetzt und in kurzer Zeit bis Zürich vorgedrungen. Im September
wurde die kaiserliche Armee samt den Russen bei Zürich geschlagen une
kamen also in unser Land zurück. Anno 1800, den 14. Juli kamen die Fran
zosen neuerdings bei Balzers früh um 3 Uhr über den Rhein und drangen in
Feldkirch und so in ganz Vorarlberg ein. Durch diese ganze Zeit war des
Pfarrer immer mit Einquartierungen beschwert. Sowohl Franzosen, al
Russen, Kaiserliche und vorarlbergische Scharfschützen waren ımmer
wechselweise im Pfarrhof. Die kaiserlichen Offiziere gingen in die Kost
zum Pfarrer; aber die wenigsten zahlten das Kostgeld. Den Franzoser
musste man auch als Feinden alles umsonst geben. Zudem kommt noch
dass anno 1799 die Franzosen Triesen ganz ausgeraubt, Vormittags nahmen
je im Pfarrhof 3 Fuder Wein und nachmittags räumten sie das Übrige auf
Ich hatte nichts mehr als was ich am Leibe trug. Salz, Schmalz, Weisswasch,
Brot, Fleisch, Kupfergeschirr, Weinfässer u. s. w., kurz alles nahmen sie mit
sich fort. Ich wünsche meinen Nachfolgern bessere Zeiten!»
Dass diese Vorgänge und die jahrelangen massenhaften Einquar
tierungen von Soldaten in den Privathäusern auch von sittlichem Nach:
teile für die Bevölkerung waren, versteht sich von selbst.
Ähnlich schildert der Triesenberger Pfarrer Johann Baptist
Schreiber (1789-1800 dort) in Form einer Notiz im Anhang zum älte
sten Jahrzeitenbuch der Pfarrei Triesenberg (JBL 1949 S. 105) die Fran
zosenzeit:
„Ad perennem rei Memoriam
Im Jahre 1799 den 13. und 15ten März kamen die Franzosen auf der
Triesenberg, plünderten und raubten mich Johann Baptist Schreiber d.z
Pfarrer alde, und auch meine Pfarrkinder, an Wein, Fleisch etc. und Haus
gerätschaften aus. Nachhin erhielten wir eine französische Sicherheits
wache: diese verbliebe durch 9 Täge bey uns.