Armut, Kriege und Notzeiten
für 9048 Mundrationen und 3186 Pferderationen 2605 fl, leisteten,
wovon sie jetzt noch einen Rest von 1072 fl. zu Recht hätten. Dieser
Restbetrag möge nun den bedrängten Untertanen vom Schwäbischen
Kreis vergütet werden.
Schlimmes hatten die Gemeinden während des spanischen Erb-
folgekrieges (1700-1714) zu ertragen, besonders nachdem im Jahre
1707 die Kaiserlichen Truppen freien Durchzug durch Bünden nach Ita-
lien erhielten. Da begannen die Plagen der Durchmärsche und Kriegs-
fuhren. Nur vom 20. Mai bis 19. Juli 1707 hatte Triesen allein 1678
Mann und 513 Pferde einen Tag und eine Nacht zu verpflegen gehabt, 35
Vorspannwagen und 24 Reitpferde gestellt. Die Durchzieh enden waren
deutsche Truppen, Pfälzer und Hessen.
Aus dem benachbarten Vorarlberg vernehmen wir:
Die Einquartierung war äusserst brutal; vom Gemeinen bis zum
Feldmarschall betätigte sıch das Heer an unerhörten Erpressungen. Das
Volk war aufs Höchste aufgebracht, auch die Stände wehrten sıch mehr
als den Befehlshabern und den staatlichen Stellen lieb war.
Der Franzosenkrieg
J.B. Büchel hat in JBL 1902 und in der Neuausgabe der Chronik
Peter Kaisers von Liechtenstein 1923 die für unser Land schwere Fran-
zosenzeit und die Franzoseneinfälle zuverlässig geschildert, so dass des
sen Darstellung im wesentlichen mitübernommen werden kann.
Balzers war am 22. Oktober 1795 abgebrannt und musste dazu in
der Folge viele Einquartierungen erleiden.
Triesen war der Engpass im Aufmarschgebiet der österreichi-
schen und französischen Heere im Kampf um die Luziensteig und
musste Schreckliches während eines Jahrzehntes (1792-1802) erleiden.
Ausser den Dokumenten im Gemeindearchiv, den Aufzeichnungen ın
den Pfarrbüchern und den Darstellungen der geschichtlichen Ereignisse
in Büchern erinnert noch der «Bella-Weg» an jene Zeit. Die Triesner
mussten den Österreichern 1799 vom Forst am Fusse des Mittagberges
entlang im Walde einen Weg aushauen, auf dem versteckt vor denn auf
der anderen Seite des Rheins stehenden Franzosen das Geschütz, die
Kanonen, damals «Böller» genannt, heimlich nach Balzers gebracht
werden konnten. Dieser gleiche Weg ist während des 2. Weltkrieges
(1939-1945) wiederum vorsorglich als «Fluchtweg» für die liechtenstei
nische Bevölkerung ausgebaut und mit einer Brücke über den Lawena-
bach durch den äusseren Forst und die Wiesen erhalten verblieben.
Glücklicherweise musste er jedoch nicht benützt werden.
Am 22. März 1793 erklärte das Deutsche Reich an Frankreich den
Krieg, nachdem dort bereits 1789 die Revolution ausgebrochen, die
Monarchie gestürzt und mit «Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit»
im Staat und den privaten Belangen der Menschen und der Rechte das
Alte untergegangen war. Schon 1794 musste Liechtenstein sein Kontin-
gent zu den Bundestruppen auf 15 Mann zu Fuss und 2 zu Pferd erhö-
hen, diese bewaffnen und ausrüsten, was 2250 fl. kostete. .
Aufgrund des Waffenstillstandsabkommens, das der Schwäbische
Kreis am 27. Juli 1796 mit den Franzosen geschlossen hatte, sollte dieser
eine Kontribution von 12000 000 Franken an die Franzosen bezahlen.
Der liechtensteinische Anteil an dieser Kontribution betrug 24000