Armut, Kriege und Notzeiten
auf schlugen und schossen die Reiter in Vaduz 150 Stück Vieh nieder,
das in die Alpen getrieben werden sollte.
Im September 1629 wurden 180 kranke Soldaten des Regiments
Torquato nach Ruggell ins Quartier gelegt, und fünf sächsische Reiter-
kompanien blieben lange Zeit in den Dörfern der Grafschaft Vaduz.
Immer wieder setzte sich Graf Kaspar für seine Untertanen ein, die Not-
wendigkeiten des Krieges und die Macht der Generäle aber waren stär-
ker.
Dazu kam die Pest, die ein letztes Mal Europa in der fürchterlich-
sten Art 1629 heimsuchte. 1629 waren wieder 4 Kompanien in die
«Vaduzer Armatei» ins Winterquartier verlegt worden. Die Untertanen
wurden immer wieder zu Schanzarbeiten und Fuhrwerken auf die Steig
gezwungen, und viele mussten Haus und Hof verlassen. Die Beamten
wurden angewiesen, die «fast verschmachteten Übriggebliebenen bei
Feindsgefahr in das Schloss zu nehmen». Kaspar von Hoheneme beklagt
diese Zustände in einem Schreiben an Erzherzog Leopold und erklärt
ihm, dass das arme Land vor dem Ruin stehe. Hilfe war von Innsbruck
aus nicht möglich. Der Graf schickte seinen Sohn zum Feldherrn Wal:
lenstein in Memmingen, um die Besetzung des Landes aufzuheben
‘1630). Doch Wallenstein lehnte ab mit dem Hinweis, dass diese Land-
schaft von Anfang nach Eroberung des Passes notwendig betrachtet
werden musste und sie schon seit dieser Zeit Einquartierung zu tragen
hatten, aber nur «Losament und Rauchfutter», hingegen wurden dem
Grafen die monatliche Contribution von 400 Gulden nachgelassen.
Anstatt Erleichterung das Gegenteil!
Am Jahresende befiehlt Oberst Ossa die Aufhebung des Quartiers
in Heiligkreuz bei Feldkirch und die Verlegung nach Vaduz oder
Schaan. Es handelte sich um den Hofstaat und die Reiterkompanien des
Grafen Collalto, die bisher in Graubünden gelegen hatten und denen
nun von einem ausgehungerten Lande auch Verpflegung geboten wer-
den musste. Ein Teil der Truppen kam nach Lustenau, also ebenfalls auf
hohenemsisches Besitztum. Öberst Ossa blieb bei seinem Entschluss,
denn er habe einen Befehl des Kaisers erhalten, die österreichischen Orte
zu verschonen, und schliesslich gebe man jedem Bettler Brot. Wenn es
die Soldaten nicht erhalten, würden sie es mit Gewalt nehmen.
1631 mussten die Österreicher Graubünden räumen und dort
angelegte Befestigungswerke schleifen. ,
Aber Not und Elend in unserem Lande waren noch nicht beendet.
[m April und Mai 1631 durchzogen wieder Truppen unser Land, im
wesentlichen dieselben, die zwei Jahre vorher nach Süden marschiert
waren, vermehrt noch durch drei italienische Einheiten. Die verhältnis-
mässig schwache österreichische Besatzung Graubündens zog ebenfalls
1b.
Im September marschierten die letzten Truppen durch unser
Land, 1800 Mann zu Fuss, die österreichische Besatzung des Bündner-
landes. Es schien, als wäre Ruhe eingekehrt. In seinem Siegeszuge aber
kam Gustav Adolf bis nach Süddeutschland, und wieder wurde die Lage
kritisch. Im Norden Vorarlbergs standen die Schweden und die prote-
stantischen deutschen Truppen unter Herzog Bernhard von Weimar,
und im Süden hielten die Franzosen Graubünden besetzt. .
In Vorarlberg wurde die Landmiliz aufgeboten, und wieder
herrschte überall die Angst vor dem Kriege.