Armut, Kriege und Notzeiten
ebensovielen Männern aus seinem Gebiete zu sich rufen und Rat pflegen,
was zu tun sei. Die Kosten der Verpflegung der einquartierten Mannschaft
trägt Österreich selbst. Ebenso sind die österreichischen Schlösser für den
Freiherr offene Häuser.
4. Österreich zahlt dem Freiherrn Ludwig und seinen Nachkommen
dafür eine lebenslängliche Rente von 200 fl. aus alle Jahre an Lichtmess
(Innsbruck, 2. Mai 1505).»
Im Schwabenkrieg war Gutenberg eine rechte Plage für unsere
Grafschaft. Es war eine österreichische Enklave, bei der nicht einmal die
Grafen als Landesherren etwas zu sagen hatten.
Nun kam 1505 noch die «Landsöffnung» (Offenhalten des
Schlosses für die Österreicher gegen Jährlich 200 Gulden Zahlung). Das
brachte unserem Gebiet in den sog. Bündner Wirren (1620-1624) die
zweite grosse Plage. Man stufte das ganze Land als österreichisch ein.
(Erst 1824 ging Gutenberg in Balzner Besitz über, während die Österrei-
cher im 18. Jahrhundert die versprochenen 200 Gulden Schlossöffnung
«einschlafen liessen».) 1510 verkaufte der letzte Brandiser Vaduz und
Schellenberg an die süddeutschen Grafen von Sulz, nachdem bereits
1509 Maienfeld an die Drei Bünde verkauft worden war. Seit dieser Zeit
ist Maienfeld von der Grafschaft Vaduz getrennt.
Die Bündner Wirren (Prättigauer Krieg) 1619
Politische und religiöse Zwistigkeiten führten in den Jahren nach
1619 in Graubünden zu blutigen Kämpfen (Bürgerkrieg) und zum Ein-
greifen Österreichs. Sie gingen als «Bündner Wirren» in die Geschichte
ein. Gutenberg und Feldkirch waren die Hauptbollwerke für die öster-
reichischen Besitzungen diesseits des Arlbergs, besonders gegen die
Drei Bünde, aber deswegen auch grosse Plagen für die Leute im Vaduzi-
schen, weil der Feind nur durch diese Gebiet zu jenen Festen gelangen
konnte (KB 304). Bereits für die vorangehende Zeit (um 1500) erwähnt
KB (302) unter Bezugnahme auf das von den Grafen von Brandis 1505
eingegangene und von jenen von Sulz 1517 erneuerte Schutzbündnis
mit den Österreichern, dass das Schloss gegen eine Gebühr von jährlich
200 Gulden diesen im Kriege offen zu halten sei (Schlossöffnung).
«So waren die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg in
allen Kriegen zwischen Österreich und den Drei Bünden und den Eidge-
nossen am meisten blossgestellt.» Schloss Vaduz war 1499 von den Eidge
nossen abgebrannt worden. Es wurde von den Brandiser Freiherren
noch teilweise und den nachfolgenden Grafen von Sulz vollständig wie:
derhergestellt. Die damals zugebauten zwei Rondelle bezahlten zu!
Hälfte die Österreicher durch die Regierung zu Innsbruck.
Die Österreicher konnten (und taten dies auch) dort Truppen ein-
logieren und sich von dort aus verteidigen, wie wenn das Schloss ihnen
Cm also wie im österreichischen Gutenberg. In der Zeit der Bünd-
ner Wirren benützten sie das Schloss Vaduz als Kaserne, brachten dort
150 und mehr österreichische Soldaten unter und bereiteten von hier aus
den Sturm auf die Luziensteig und Maienfeld vor. Das war eine schwere
Stellung für die Grafen von Hohenems, die immer wieder erklärten, sie
seien Freunde der Bündner und wollten keinen Krieg mit ihnen, was
ihnen jene kaum glaubten. Die Leute aus der Grafschaft Vaduz mussten
dafür büssen, was die Österreicher von ihrem Territorium aus den
Bündnern mit Kriegen, Einfällen und Raubzügen an Schaden zufügten.
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