Armut, Kriege und Notzeiten
im Vorjahre. Ein Gradmesser für die wirtschaftliche Situation de:
Bewohner bildete früher das Betreibungswesen:
Jahr Zahlbefehle Fahrnis- Immobilien-
steigerungen versteigerungen
Einwohner Zahlbefehle
des Landes
1922 282240
1923 8410
1924 8670
1925 8880
1926 9090
1927 9310
1937 10650
1939 10870
1942 11360
1955 14861
1965 19304
1975 23947
+2
748
838
1305
1421
426
1466
1067
2989
2 374
4185
ee
FF
Kriege: Not und Elend
Kriege brachten immer Elend. Die am Kriege selbst nicht betei
ligte Zivilbevölkerung litt am meisten unter Kriegen, wenn ihr Wohnge-
biet Kriegsschauplatz wurde, wenn in ihren Dörfern Schlachten ausge:
tragen wurden oder lange Einquartierungen oder Belagerungen erfolg.
ten.
Das Rheintal war seit jeher ein Gebiet der Durchzüge fremder
Völkerscharen oder Kriegsheere von Nord nach Süd und umgekehrt
gewesen. Vom 14. Jahrhundert an kamen dazu noch die Interessen:
kämpfe um Machtpositionen in Europa, wie sie zwischen den Österrei-
chern (Habsburgern) und den Franzosen und den Schweizern ausgetra-
gen wurden. Links und rechts des Rheins gab es Schlachtfelder, ver-
brannte Dörfer, gebrandschatzte Bevölkerung, verödete Gebiete. Fol-
gen davon waren Flucht der Bevölkerung und Auswanderung, Ver-
armung von Land, Gemeinden, Herrschern und dem Volke selbst. Das
änderte sich in unserem Gebiet erst, als sich die Kriegsführung wandelte
und Kriege in Materialschlachten ausgetragen wurden, die sıch in den
weiten Ebenen Europas abspielten und nicht mehr im Gebirge
(Deutsch-Französischer Krieg 1870, Weltkriege 1914-1918 und 1939-
1945.)
Erst Jahrzehnte nach den letzten hier ausgetragenen Schlachten in
den Franzosenkriegen erholten sich Gemeinden, Landschaft und Bevöl-
kerung. Sie konnten sich erfolgreich ihren eigentlichen Aufgaben wid-
men, allem voran die Rheinebene zu urbarisieren und damit neues Kul-
turland für die sich vergrössernde Bevölkerung zu schaffen, den Rhein
wuhren, die Rüfen verbauen, Industrien entwickeln etc.
Mitten im Kampfgebiet oder im Aufmarschgebiet sich hier
bekämpfender fremder Truppen zu leben, war furchtbar. Aber fast
ebenso grausam waren oft die Folgeschäden, wie mit der Soldateska her-
eingezogene Seuchen, die Demoralisierung der Bevölkerung und die
Verarmung. Nachfolgend soll von einzelnen kriegerischen Ereignissen
berichtet werden, die Triesen (und das Land) seit dem Mittelalter