Armut, Kriege und Notzeiten
während des zweiten Weltkrieges eingerichteten Wöchnerinnenstation,
vesorgten den Garten und halfen in der Landwirtschaft mit. Mangel an
Schwestern-Nachwuchs zwang den Orden, die Schwestern aus Schule
ınd Bürgerheim zurückzuziehen.
im Bürgerheim zu Triesen hielten sich stets auch Insassen aus
anderen Gemeinden, besonders aus Balzers und Triesenberg, auf, da
diese keine eigenen Armenhäuser besassen und ihre Verpflichtung der
Vorsorge mittels Verträgen mit Triesen regelten. So hatte das Bürger
heim 1980 - Miteinbezug in die Genossenschaft für som papchia
;rische Betreuung - nur mehr 8 Insassen, die Hälfte davon aus auswärti
zen Gemeinden.
Der Triesner Dorfchronist Josef Seli, selbst Pensionär im Bürger-
heim (und dort 1917 verstorben), schreibt in seiner 1915 verfassten
Dorfchronik unter dem Titel «Das Armenwesen» über die Verhältnisse
vor dem Bestand des Armenhauses und über dessen Bau:
«Das Armenwesen (1800-1850)
Während heute in unserer Gemeinde für die Armen die weitge-
hendste Fürsorge getroffen ist, waren in jenen Zeiten die Verhältnisse für
die Ortsarmen nicht sonderlich günstig. Damals wurden die Armen
vom Richter angewiesen, Tag für Tag nach den Hausnummern bei den
ainzelnen Bürgern zu essen. Das war das sogenannte umi-essa (herum:
sssen). Kranke und gebrechliche Leute wurden einem Bürger zur Ver
pflegung übergeben, wofür dieser von der Gemeinde eine Entlohnung
erhielt. Hiebei noch eine traurige Bemerkung. Diese kranken oder
zebrechlichen Armen Leute wurden auf dem Lizitations-Wege an den
Mindestforderten der Verpflegung übergeben. Wieder andere bettelten
m Dorfe herum, nahmen ihre Nachtherberge in Ställen, Scheunen, Ja
sogar zur Sommerszeit im Freien. Anno 1872 wurde von der Gemein-
devertretung nach ihrem freien Willen, ohne von höherer Seite gezwun-
gen, das Haus von Peter Bargetze um die Summe von 350 fl angekauft
and für die Ortsarmen eingerichtet.
Durch volle 34 Jahre hatte das angekaufte Haus als Armenhaus
dem Zweck, je nach den Verhältnissen der Gemeinde entsprochen, und
wenn nicht nach heutigem, modernen Luxus, so doch nach den armen
derzeitigen Verhältnissen angemessen, entsprochen, ohne der
Gemeinde eine Überschuldung aufzubürden, worunter auf lange Zeiten
hinaus, die Nachkommen mıt ihren eigenen Schulden zu kämpfen
haben.»
Siechenhaus, Spital und Spend
«Das Mittelalter ist reich an kirchlichen und karitativen Stiftungen,
die ihre Entstehung zum grossen. Teil der Privatwohltätigkeit verdanken.
Man hatte und cab auch wohl, und weil man gab, hatte man wieder. So
hatte auch bei uns wohl jede grössere Gemeinde eine Armenanstalt, die
man Spend nannte, weil sie den Armen Wohltaten spendete.» (JBL 1927,
62)
Eine solche Anstalt (Siechenhus) für das Unterbringen kranker
‘siecher) Leute, vor allem aufgegriffener fremder Personen (Bettler,
erkrankter Durchreisender) oder aber zur Absonderung der Kranken
sei Seuchen bestand im Mittelalter in Triesen in Verbindung mit der
& 44 id