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. Mit dieser Margaretha von Trisun und mit ihrer schönen Stiftung
für ihre und ihrer Voreltern Seelenruhe verschwindet ihr Geschlecht aus
der Geschichte.
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Die Herren von Richenstein
Gleichzeitig mit den Herren von Trisun und denselben an Adel
ınd Bedeutung keineswegs nachstehend, sass zu Triesen das ebenfalls
ritterbürtige Geschlecht der «von Richenstain». In Hinsicht auf die Zeit
hres Auftretens in der rätischen Geschichte, ihres Blühens und Ver-
schwindens, sowie hinsichtlich ihrer Stellung zu den Grafen von Mont-
ort haben beide Geschlechter auffallend viel Gemeinsames. Ob die
Richensteine ein einheimisches Geschlecht waren, oder als Dienstman-
aen der Montforter mit diesen im 12. Jahrhundert aus Schwaben einge-
wandert sind, oder von anderswoher kommend sich hier niedergelassen
aaben : wir wissen es nicht. Neuestens ist die Vermutung ausgesprochen
worden, sıe stammen aus dem Domleschg und seien desselben Stammes
nit den Ringgen. Eine Burg beim Dorfe Casti in Schams soll Richen-
stain oder Rınchenstein geheissen haben. Der zu Triesen sesshafte Wil-
ıelm von Richenstain hatte um 1400 den bischöflichen Zehnten zu Thu-
sis, den schon seine Vorfahren gehabt hatten (Amterbücher des Bistums
Chur von Prof. Muoth, XXVII. Jahresbericht der hist. Gesellsch. v.
Graubünden, S. 84). Im Triesnerfeld sind Acker, die noch jetzt die «Rin-
kenäcker» genannt werden. Ob sie denen von Richenstein gehört und
von denselben den Namen erhalten haben ist möglich.
Gewiss ist, dass ın der Mitte des 13. Jahrhunderts die von Richen-
stein in Triesen ansässig waren. Ihr Verhältnis zu den Freiherren von
Sax, zu den Grafen von Werdenberg und zum Kloster Pfäfers weist auf
diese Ansässigkeit hin, wie wir im Folgenden sehen werden. In der Mitte
des 13. Jahrhunderts war es noch nicht Sitte, beim Verlassen des Stamm-
sitzes und bei Gründung einer anderortigen Niederlassung die frühere
Benennung beizubehalten, sondern man schrieb sich nach dem neuen
Aufenthalte. So schrieb sich 1256 Marquard von Neuburg, als er seinen
Sitz auf Schellenberg nahm, Marquard von Schellenberg, und die Mont-
forter, die auf Werdenberg sassen, nannten sich von Werdenberg. In
einer Urkunde von 1270 erschienen Herr Gosswin, Ritter von Ems, und
sein Sohn Ritter von Rebstain, weil ersterer zu Ems, letzterer zu Reb-
stein wohnte. So müssen also auch die Richensteiner an einer Stelle
gewohnt haben, von der sie sich nannten, die also Richenstein hiess. Wo
war also der Sitz dieser Ritter? In einer Urkunde des Klosters Pfäfers
von 1378 wird ein Bach, der damals durch das Triesnerfeld hinabging,
Richenbach genannt. Wo dieser Richenbach seinen Namen her hat,
daher wird auch der Richenstein ihn haben. Das führt uns hinauf auf die
Anhöhe neben Garnis unter Gastalda, wo tatsächlich ein glattebener,
von Steinhaufen umgebener Platz und die ganze Bodengestalt rings her-
um den Standort eines ehemaligen Gebäudes erkennen Tassen. Ein grös-
serer Okonomiehof kann der Sitz der Richensteine gewesen sein. Aber
auch eine mittelalterliche Dienstmannenburg brauchte sehr wenig
Raum. Oft bestand eine solche einzig aus einem Turme, dessen Ein-
gangstüre mittelst einer Leiter erstiegen wurde. Überdies soll sich noch
eine schwache Tradition erhalten aben, dass dort einst eine Burg
gestanden. Wir dürfen also wohl an jener sonnigen, aussichtsreichen,
besondes gegen Werdenberg freien Ausblick gewährenden Halde die
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Das Wappen derer
von Richenstein