Jer Adel
Reise der deutschen Könige nach Rom zur Kaiserkrönung ging haupt-
sächlich durch das Rheintal. Auf dieser Wegstrecke entstanden ın unse-
‚er Gegend vor allem mit Reichs-Lehenhingabe in der Stauferzeit
(1137-1250) zum Schutze der alten freien Strasse des Reiches die befe-
stigten Städte Bregenz, Feldkirch, Chur und eine Vielzahl von Burgen
(in Liechtenstein allein deren 7 bekannt), wozu noch die einfacheren
Befestigungswerke kamen (Wachttürme, Wehranlagen). Zur Freiheit
der Strasse gehörte auch die Vorratshaltung. Das Land musste bebaut
werden. Die Höfe wurden besser bewirtschaftet, die eingeströmten Ale-
mannen rodeten neues Land. Die Dienstmannen hier waren wohl ver-
oflichtete Krieger, ebenso die Landbesitzer. Das Land bewirtschafteten
sie mit ihren Knechtfamilien (Hörige, Leibeigene) oder gaben es lehen-
weise in Unterpacht. Der Zins musste in Naturalien geliefert werden.
Der Abstieg des niederen Adels im alten Rätien begann schon vor
‘300 und setzte sıch im 14. Jahrhundert fort. Auf der linken Rheintal-
zeite verschwanden Geschlecht um Geschlecht unter dem wachsenden
Drucke der Eidgenossenschaft. Auf der diesseitigen Rheintalseite brei-
vete sıch das Haus Österreich immer stärker aus, und kleine Territorial-
1erren verkauften an dieses oder mussten ihr Gebiet aufgeben, so vor
allem im Lande Vorarlberg. Im Süden war es das erstarkende Gebiet
«Drei Bünde», So standen die einstigen Montforter mit der Grafschaft
Vaduz und der Herrschaft Schellenberg als letzter Rest der Territorial-
1erren des Rheintales da, eingeklemmt zwischen der alten Eidgenossen-
schaft, Graubünden und Österreich.
Abensowenig wie die sichere Herkunft des Triesner Adels festge-
stellt werden kann, ebenso schwierig ist es, deren Wohnstätten (Burgen,
Aöfe, Edelsitze) in Triesen zu fixieren, ausgenommen «Trisun», das
zweifelsohne dort stand, wo heute die Kapelle St. Mamerten schützend
ob dem Dorfe steht. Wohl gibt es’die «Rinkenäcker» im Triesner Feld,
den heute vom Dorfe abgedrängten Rinkenbach (südlich Garnis: Fallrü-
‘e-Falltobel-Guggerbodenrüfe-Weisser Schild), wie auch die «Rinken-
wingerten», das ıst die Weinbergflur südlich St. Mamertens, oben heute
zerschnitten durch die 1938 erbaute Bergstrasse. Eine feste Burgsied-
lung ist jedoch eher in der Nähe des Dorfes denkbar als im einstigen
Rüfegebiet.
Ob den «Rinkenwingerten» (im Gütle), östlich des Vanolaalpwe-
zes und nahe am Kiessammler des Letzenenbaches (Dorfbaches) fand
man bei HN. 282, im Jahre 1952 beim Bau einer Weganlage Scherben
von mittelalterlichen Ofenkacheln, wie solche seinerzeit auf dem Lut-
zengütlekopf und auf Schalun (Wildschloss) gefunden worden sind. Sie
wurden als Kacheln erkannt, wıe man solche oft bei Burgen des 13. Jhdt.
findet (JBL 52 S. 266). Das lässt darauf schliessen, dass auf dem anste-
henden Hügel ob dem Gütle im Mittelalter ein ähnliches Bauwerk
zestanden hat. Aber welchem der Triesner Adelsgeschlechter es zuzu-
eignen wäre, darüber besagt die Forschung nichts. Möglich wäre es, dass
dort sowohl die Richensteiner wie die von Schiel gewohnt haben.
Selten dürfte aber ein Dorf so viele adelige Geschlechter urkund-
ich nachweisen können, wie Triesen:
von Richenstein
von Trisun
von Gutenberg
von Roners