Staats- und Gemeindehaushalt, Steuern, Masse, Geld, Zoll
31145 Gulden. An Darlehen waren im Lande bereits 1 029 305 Gulden
im Lande hingegeben worden. So ging die Entwicklung weiter. 1914
waren bereits 7.2 Millionen Kronen Spargelder eingelegt, davon 5 Mil-
jonen von Privaten aus dem Lande. Der ganze Betrag konnte in Darle-
hen (Hypotheken und Bürgschaftsdarleben) hingegeben werden. Im
Volke wurde gespart!
Der Zerfall der österreichischen Währung riss auch unser Land
mit. Die Wirtschaft zerbrach. Erst 1948 gab es im Lande wieder soviele
[ndustriearbeiter, wie es sie bei Krleßsausbruch 1914 gegeben hatte. Am
Ende des 1. Weltkrieges (1918) gab es keinen einzigen Industriebetrieb
m Lande, der noch tätig war. Auch in Triesen hatte der grösste Indu-
striebetrieb des Landes, die damalige Weberei, 1917 ganz geschlossen.
Das Elend schritt weiter. Stand 1914 die alte Krone noch höher im Werte
als der Schweizer Franken, so ging es während des Krieges abwärts. Es
zalten:
1918: 100 Kronen 30 Franken
1919: 3.30 Franken
1921: —.20 Franken
Die entwerteten Kroneneinlagen bei der Landesbank wurden
dann endlich 1933 «abgerechnet». Es erhielten die Einleger nach dem
Stand vom 31. Dezember 1914 noch 1,6 % ausbezahlt. 100 zugrunde
zegangene alte Kronen wurden noch mit 1.60 Franken entschädigt.
Liechtenstein stand 1919 finanziell, wie um die Mitte des letzten Jahr-
aunderts, vor dem Nichts. Niemand wollte dem Lande Geldleihen. Der
Landesfürst sprang ein und stellte Geld zur Verfügung, verbürgte sich
(ür Darlehen des Landes bei Schweizer Geldgebern. So wie unsere Vor-
:ahren vor Jahrhunderten bis 1861 im Auslande Geldgeber suchen
mussten, so war es wieder 1919.
«Wie sehr die Landeskasse in der Klemme gewesen war, zeigen die
Bemühungen, bei Privatleuten auf die Darlehenssuche zu gehen. Wenn wir
im Grundbuche nachsehen, dann finden wir sogar unser Regierungsge-
hbäude zum Pfand gegeben für eine Darlehenssumme von Fr. 100 000.—-,
die ein Rheintaler Industrieller dem Lande zur Verfügung gestellt hatte.
Und für Fr. 60 000.-- eines Kaufmannes müssen die Zollämter Bendern
und Schaan und die Realschule Vaduz als Unterpfand herhalten. Wo finden
wir sonst in einem Lande solche Eintragungen? Längst sind sıe gelöscht,
zber es bleiben Dokumente einer verzweifelten Zeit. Was hätte übrigens
der Fabrikant mit einem Regierungsgebäude, der Kaufmann mit einer
Schule angefangen». (O. Seger, 100 Jahre Landesbank) Die auf Kronen
oder noch Gulden lautenden Schulden gingen praktisch unter. Der
5pareinleger wurde arm, der Schuldner reicher. .
In dieser Übergangszeit klopfte mancher Liechtensteiner Geldsu-
cher doch wieder bei benachbarten Schweizer Banken an. Diese nahmen
— nachdem 1923 die schweizerischen sachenrechtlichen Vorschriften
gesetzmässig übernommen waren — eine beschränkte Tätigkeit in
ınserm Lande auf, die auch nachher, nachdem die Landesbank und
nachfolgende andere liechtensteinische Banken die Kreditbedürfnisse
befriedigen konnten, weiter verblieb. .
Die heutige Kreditbeanspruchung durch Private, Gewerbe und
Industrie widerspiegelt sich am besten aus dem Stande der Hypotheken,
wie sie im Grundbuche eingetragen aufscheinen. Sie erfassen jedoch