Volltext: Geschichte der Gemeinde Triesen

Staats- und Gemeindehaushalt, Steuern, Masse, Geld, Zoll 
Auch in Triesen war man wie anderswo daran, Industrie auf- 
zubauen. Von 1866 bis anfangs der 70er Jahre betrieb Alois Banzer in 
Triesen eine Färberei und Maschinenweberei am Dorfbach. 1868 bis 
1874 betrieb der Bauunternehmer Franz Risch eine Wollkarterei. Beide 
Unternehmen verblieben Handwerksbetriebe, die eingingen, als Jenny- 
Enderlin hierher kam. 
Am 13. April 1863 erhielten Franz Kirchthaler aus Vaduz und 
Heinrich Dürst aus Glarus die Bewilligung, eine Baumwollweberei zu 
errichten. Die Fabrik brannte am 8.8.1866 ab und ging an Enderlin und 
Jenny über, die bis 1980 die eigentliche « Triesner Fabrik» und Hauptar- 
beitgeberin in Triesen verblieb. Unter ihr und mit ihr ist Triesen ein 
Fabrikdorf geworden (siehe Abschnitt Industrie und Gewerbe). Denn 
Schweizer suchten mit Industriegründungen oder Errichtung von Filia- 
len bereits bestehender Mutterbetriebe in der Schweiz den prohibitiven 
Charakter der Zollsperre nach der Schweiz nach dem Zollanschlussver- 
trag von 1852 zu umgehen, wobei sie vorhandene Wasserkraft, steuer- 
liche Vorteile etc. ausnützten. 
Auf den 1. August 1852 übernahm Liechtenstein das «Österrei- 
chische System der Zölle, Staatsmonopole, Verzehrungssteuern und der 
Stämpel auf Kalender, Zeitungen und Spielkarten» nach den Vorschriften, 
wie sie in Vorarlberg bestanden oder noch eingeführt werden sollten. 
Der bis dahin in Liechtenstein noch eingehobene Transitzoll, der sog. 
Kleinzoll und das Umgeld wurden gleichzeitig aufgehoben, Öösterrei- 
chische Finanzer taten in Liechtenstein Dienst. Zollhäuser baute das 
Land in Bendern und Balzers. In andern Gemeinden wurden die Finan- 
zer privat untergebracht (z. B. in Triesen im inzwischen neu erstellten 
Hause Dorfstrasse HNo. 20). Auch Liechtensteiner konnten Ange- 
stellte der Finanzwache werden. (So verunglückten 1917 in der Gamp- 
alpe bei Nenzing auf einem Dienstgange 2 Liechtensteiner tödlich bei 
einem Lawinenniedergang. Ein Gedenkstein steht heute noch dort.) 
Liechtenstein echte sich, dasselbe Gewicht-, Mass- und 
Münzsystem einzuführen, das Vorarlberg besass. Aus der Zeit sind bis 
heute noch verblieben das alte Klaftermass (1 Klafter ist 3,6 m”) sowie 
der Gebrauch österreichischer Spielkarten neben den schweizerischen. 
Te Ertrag aus dem Zoll wurde zur bedeutendsten Einnahme des Lan- 
es. 
Staatseinnahmen budgetiert: davon Zolleinkünfte: 
1865 32664 fl. 15250 fl. 
1890 70627 fl. 45 205 fl. 
1905 197813 Kronen 131889 Kronen 
1910 244 159 Kronen 176 650 Kronen 
Mit dem Rückgang der Zolleinnahmen während des 1. Weltkrie- 
ges (1914-1918) zerbrachen Zollvertrag und wirtschaftliche Zusam: 
menarbeit mit Österreich. Am 2. August 1919 beschloss der Landtag, 
den Zollvertrag mit Österreich zu kündigen. In der Folge zogen dıe 
österreichischen Finanzangestellten ab, Liechtensteiner übernahmen bis 
1. Februar 1924 selbst den Zolldienst an der Grenze und besorgten die 
Grenzwache. 
Ab 1. Februar 1924 traten Schweizer Zollorgane aufgrund des 
Zollanschlussvertrages mit der Schweiz vom 29. März 1923 ihren 
Dienst an.
	        

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