Volltext: Geschichte der Gemeinde Triesen

Staats- und Gemeindehaushalt, Steuern, Masse, Geld, Zoll 
Einfuhrzölle Graubündens bewegten sich auf annähernd gleicher Höhe. 
Niedriger waren bis 1848 die Einfuhrzölle in St. Gallen, so dass es nicht 
von ungefähr kam, dass Wein und Vieh mehr dorthin verkauft wurden, 
»1s 1852 der Zollvertrag mit Österreich den Handel wieder zwangs- 
weise nordwärts lenkte (bis 1924 der Zollvertrag mit der Schweiz und 
die Öffnung des Wirtschaftsraumes nach dort neue Wege öffnete). Die 
vielen inneren Zollschranken hemmten Handel und Gewerbe sehr. Es 
wurde deshalb immer wieder angestrebt, diese Zollschranken aufzulas- 
sen. Im Jahre 1833 wurde der deutsche Zollverein gegründet. Am 1. Jän- 
ner 1834 fielen die Zollschranken innerhalb der Zollvereins-Staaten. 
Liechtenstein war von 1815 bis 1866 im Deutschen Bunde, Österreich 
‚edoch nicht! Damit waren die Grenzen wohl nach Deutschland aber 
aicht nach den direkten Nachbarn Österreich und der Schweiz geöffnet. 
Das Land war wieder eine wirtschaftliche Enklave und eingeengt. 
Am 5. Juni 1852 kam dann endlich der Zollvertrag mit Österreich 
zustande, der bis zum 2. August 1919 bestand. 
„ Während des 67jährigen Bestandes des Zollanschlussvertrages 
mit Österreich haben dessen Auswirkungen die Wirtschaft unseres Lan- 
des und im besonderen auch jene von Triesen wesentlich verändert. 
Wollen wir es vorwegnehmen: Triesen wurde in dieser Zeit das erste In- 
dustriedorf Liechtensteins. Warum es dazu kam? 
„ange Zeit fehlten in Liechtenstein wichtige Voraussetzungen für 
eine Industriealisierung des Landes. Es mangelte an Facharbeitern und 
kapitalkräftigen Unternehmen. Vor allem aber waren es die Zollgren- 
zen, die das Aufkommen einer exportorientierten Industrie verunmög- 
lichten. Erst nachdem das Fürstentum 1852 in den grossen Wirtschafts: 
raum des angrenzenden österreichischen Kaiserstaates einbezogen wor- 
den war, konnten Industriebetriebe entstehen. Ein weites Absatzgebiet 
war nun erschlossen. N 
Trotz der Zollunion mit Österreich wäre es nicht zu einer Indu- 
strialisierung gekommen, hätten nicht Schweizer Fabrikanten in ihrem 
Bestreben, die Österreichischen Schutzzollmauern zu umgehen, in 
Liechtenstein eigene Betriebe ins Leben gerufen. Sämtliche vor dem 
Ersten Weltkrieg im Lande entstandenen Industriebetriebe waren Grün- 
dungen schweizerischer Unternehmer. 
«Seit dem 1. August 1852 hatte Liechtenstein Zugang zu einem gros- 
sen Wirtschaftsgebiet. Da aber zunächst keine liechtensteinischen Gewer- 
betreibende in der Lage waren, exporijähige Betriebe aufzubauen, ergab 
sich aus der Öffnung der österreichischen Grenzen kein Vorteil in dieser 
Richtung. Einen kleinen Vorteil hatten lediglich die vorarlbergischen Han- 
dels- und Gewerbeleute, die nun völlig ungehindert im Fürstentum einen 
allerdings recht bescheidenen Absatz für ıhre Produkte fanden. Erst in den 
60er Jahren nutzten schweizerische Industrielle die Möglichkeit, durch Be- 
triebsgründungen in Liechtenstein mit ihren Produkten die österreichischen 
Schutzzölle zu umgehen. Diese Industrialisierung des Landes war neben 
der Vermehrung der staatlichen Geldmittel die wichtigste positive Auswir- 
kung der Zolleinigung mit Österreich». (A. Ospelt JBL 1972, 5. 262, 371) 
Sogleich nach Abschluss des Zollvertrages mit Österreich begann 
man in Liechtenstein Industrien zu gründen. Doch die meisten dieser 
von einheimischen Unternehmern oder von solchen in Zusammenarbeit 
mit ausländischen Interessenten scheiterten wegen «Unfähigkeit der Ini- 
tianten, wegen Kapitalmangels, wegen Widerstände der Gemeinden oder 
wegen staatlicher Verbote». (]BL 1972, S. 265)
	        

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