Staats- und Gemeindehaushalt, Steuern, Masse, Geld, Zoll
ganz wesentlich. Das römische Pfund wog 327 Gramm das karolingische
sogar 500 Gramm zur Zeit unserer Fundmünzen aber nicht einmal mehr
100 Gramm, Also Pfund blieb Pfund und Pfennig blieb Pfennig dem
Namen nach, ein Vorgang, wie wir ihn auch miterlebten. Krone hiess
immer Krone, auch zur Zeit ihrer vollständigen Entwertung. Franken
bleibt Franken, nur ist er über Nacht 30 % weniger wert, Benennung und
Wert existieren also unabhängig voneinander. Dennoch besteht ein
wesentlicher Unterschied bei diesem Vergleich von damals und heute.
Heute wird gesetzlich bestimmt, dass eine Münze (Gold ausgenommen,
wenn man nıcht 350 für 100 bezahlt) unabhängig von ihrem Metallwert
zinen Öffentlichen Zwangswert hat, Ein Metall kann heute nötigenfalls
durch ein anderes ersetzt, Aluminium für Nickel oder Silber, oder aber im
Gewicht herabgesetzt werden, der kleine Fünfliber, ohne die zwangsmäs-
sige Kaufkraft des Geldstückes zu ändern. Im Mittelalter aber war nach
zıner solchen Prozedur das Geld ehrlich weniger wert und es musste eben
zntsprechend der Wertminderung im Gewicht oder Feingehalt mehr gege-
ben werden. Deshalb wurde bei Zahlungen vereinbart, nach welcher
Pfundart diese zu erfolgen habe z. B. in Phund guter, alter Pfennige oder
«gänger» Münze, d. h. wie sie eben im Umlauf war. So wissen wir genau,
dass die Summe der Pfennige in unserm Fund 2170:240 = 9 Pfund und 10
Pfennige ausmacht, um aber zu wissen, was sie wert sind, müssen wir sie
wägen und ihren Feingehalt an Silber prüfen. Das geschah auch früher so
und deshalb wurden grössere Beträge nıcht mehr gezahlt sondern gewogen.
Die Mark und nicht das Pfund wurde Einheitsmass des Münz-
Gewichtes und diese blieb, wenn sie auch örtlich etwas verschieden war,
doch recht beständig und einheitlich. Die Mark Silber entspricht bei unsern
Pfennigen ungefähr 2 Pfund, das sind 480 Stück. Früher waren Pfund und
Mark etwa gleich. Für grössere Beträge wurde der Pfennigverkehr sehr um-
ständlich und deshalb liess man die Mark als Barren im Verkehr, genau
gewogen und mit einem Stempel (Marke, daher der Name) versehen, aber
nicht weiter gemünzt. Der grössere Marktverkehr wickelte sich also in sol-
:hem Barrensilber, der kleinere aber in Pfennigstücken ab, bis der Goldgul-
den und grössere Sılbermünzen aufkamen. Die ersten Goldgulden kamen
von 1252 an von Florenz, daher «floren» [{fl. = Gulden].
Das Wertverhältnis der einzelnen Münzsorten im Fund (von Vaduz)
kann in Annäherungswerten ungefähr die folgende Reihe darstellen: Mark
=2'% Pfund = 540 Pfennig = 135 Etschkreuzer = 4'h Goldgulden = 180g
5ılber = 16g Gold.» en
Über die weitere Entwicklung des Geldwesens in Liechtenstein ist
dem im JBL 1904 wiedergegebenen Landtagsbericht auszugsweise zu ent-
nehmen:
Bis ins 13. Jahrhundert kursierte wohl selten Geld in unserem Lande.
Der kleine Verkehr vollzog sich fast ausschliesslich in Form von Tauschhan-
del gegen Naturalien. Später kamen die verschiedenen deutschen Münzsor-
ten in Gebrauch und zwar die Pfennige, Silber- und Goldschillinge. Auch
die Heller, Kreuzer und Groschen waren nicht unbekannt. Mit dem 15.
Jahrhundert kam der Taler, ursprünglich Guldengroschen genannt auf. Seit
dem 16. Jahrhundert mehrten sich in Deutschland die Arten der Münzen
ins Unendliche. Im Jahre 1753 kam der Konventions- oder Zwanziggul-
denfuss auf. .
Man rechnete nun nicht mehr nach Pfunden Pfennig sondern nach
Gulden. Ein altes Pfund Pfennig war I fl. 8 Kreuzer; der Gulden hatte 60
Kreuzer, der Kreuzer 4 Heller. Ein Dukat war 2 fl. 2 Kreuzer.