Bilder aus Kultur, Leben im Dorf und Volkswirtschaft
Staat und Gemeinden nochmals eingreifen, Lebensmittel beschaffen,
Notstandsarbeiten ausführen lassen, damit eigentliche Hungerkatastro-
ohen nicht aufkommen konnten.
er verhasste Kommissär Christoph Harprecht legte sich mit sei-
nen Neuerungen auch mit der Stadt Feldkirch an. Diese beklagte sich
darob 1721 beim Kaiser in Wien und brachte vor: Vaduz wolle fünf Jahr:
märkte und einen Wochenmarkt einführen, was Feldkirchs Ruin
bedeute. Den Leuten aus Liechtenstein sei durch ein in den Kirchen ver-
5ffentlichtes Mandat verboten worden, in Feldkirch auf den Markt zu
zehen und etwas feil zu bieten, anstatt Salz aus Tirol über Feldkirch zu
beziehen, wolle man bayrisches Salz über die Schweiz einführen, in
Vaduz werde ein neuer erhöhter Zoll angelegt, die Landstrasse sei in
einem miserablen Zustand, so dass befürchtet werde, das Rodfuhrwerk
werde dieser und des hohen Zolles wegen auf die linke Rheinseite zum
Schaden der an der Rod verdienenden Leute verlegt. Das Dorf Bangs
lasse man zugrunde gehen, weil man die Rheinwuhre nicht erstelle etc.
Nachdem Kommissär Harprecht abgezogen war, beruhigte man sich
wieder. Es blieb Schuppler hundert Jahre später vorbehalten, mit glei-
cher Neuerungswut in die Speichen der liechtensteinischen Geschichte
einzugreifen (1809-1827).
Im Jahre 1723 wurden die im Schlosse verwahrten Gegenstände
wieder abgeholt, weil die Durchmärsche des fremden Kriegsvolkes auf-
‘‘örten und Friede im Reiche herrschte (KB S. 527).
1799 hatte die Schreckensherrschaft der Franzosen 18 Tage hier
im Lande gedauert; im Juli 1800 durchzogen sie nochmals von Süden
her unser Land. Dabei plünderten sie das Schloss Vaduz, wo sich das
Landesarchiv befand. Im JBL 1931 wird darüber berichtet: «Während
eines der französischen Durchzüge haben die Plünderer auch das Schloss
heimgesucht und da sie keine Schätze fanden —- Wein ausgenommen, dem
sie gehörig zusetzten -, warfen sie den Inhalt des Archivs über die «Metz»
hinunter. Nach ihrem Abzug liess der damalige Landvogt Franz Xaver
Menzinger (Landvogt von 1790-1808) noch sammeln, was zu bekommen
war und wieder an den alten Ort deponieren. Dass da vieles verloren ging,
ist begreiflich.»
Den Gemeindearchiven dürfte es auch nicht viel besser ergangen
sein, soweit dieselben beim jeweiligen Gemeindevorgesetzten auf-
bewahrt waren. Durchwegs hinüber gerettet wurden Ur unden in den
Pfarrarchiven und solche Gemeindeurkunden, die ebenfalls dort oder in
der Sakristei der Kirche aufbewahrt wurden. .
In der Folge legten die Gemeinden Urkundenbücher an, liessen
diese beglaubigen, so dass für die Nachwelt auch in Triesen etwas gesi-
chert werden . .
Wie es in den Dörfern um diese Zeit aussah, welche Not hier
nerrschte, kann man sich kaum vorstellen. 1799 kampierten die Franzo-
sen, nachdem ihr Angriff auf Feldkirch abgewehrt worden war, während
14 Tagen hier und besetzten alle Dörfer. Alles was von Wert war, wurde
seraußt oder zerstört. Die hier lagernde französische Halbbrigade
wurde wegen ihrer Zuchtlosigkeit und Grausamkeit «die schwarze
Legion» genannt, deren Name überall mit Schrecken genannt wurde.
Waren die Franzosen vertrieben, dann lagerten hier die kaiserli-
chen Truppen oder zogen hier durch.
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