Volltext: Geschichte der Gemeinde Triesen

Bilder aus Kultur, Leben im Dorf und Volkswirtschaft 
Dieser Marsch sollte als der Schrecken des «Mantuanischen 
Durchzugs» im Gedächtnis aller Vorarlberger Zeitgenossen und noch 
der Generationen nach ihnen tief eingegraben bleiben. Die Abwehr der 
pausenlosen Ausschreitungen dieser wilden Horden beschäftigte die 
Stände, Vögte und das Landwehraufgebot wie ein feindlicher Einbruch 
oder eine Naturkatastrophe. Trotz zeitweisem Spalier an den 
Marschwegen durch Veralberger Lanchochn Entwaffnung und Trans 
port über den See, gab es schwere Übergriffe und Verseuchung, am mei: 
sten ın den Quartierorten Lustenau und Vaduz. (Bilgeri II-155) 
Die ganze Marschroute blieb zwei Jahre besetzt. Das bedeutete 
für die Dörfer an der Reichsstrasse auch in unserem Lande «mitten im 
Kriegsgebiete liegend». 
Viel Not und Elend trugen die Grafen von Hohenems als Landes: 
herren im 17. Jahrhundert in die Familien, ins Dorf und die Landschaft. 
In den Hexenprozessen (bis 1681) beschlagnahmten sie Vermögen der 
Verurteilten. Sie lebten über ihre Verhältnisse. Das Land warf nicht 
soviel ab, als was sie verschwenderisch verbrauchten. Sie bezahlten die 
schuldigen Abgaben an das Reich nicht mehr, so dass das Volk diese 
bezahlen und die gräfliche Familie noch mitunterhalten musste. 1688 
wurde Graf Jakob Hannibal in der Verwaltung des Landes suspendiert. 
Er hatte neue Schulden gemacht, anstatt alte abzubezahlen. Er unter: 
hielt drei Kompanien Soldaten zum Dienst für das Erz-Haus Oster- 
reich, wobei er sich so verschuldete, dass nichts mehr anderes übrig blieb 
Als zuerst 1699 Schellenberg und 1712 die Grafschaft Vaduz zu verkau- 
en. 
Am meisten hatten die Dörfer unter dem zweitletzten Hohenem- 
ser Graf Ferdinand Karl (1662-1686) zu leiden. Er war persönlich ein 
ganz herunter gekommener Mensch, der 1684 der Regierung enthoben. 
vom Fürstabt von Kempten auf Befehl des Kaisers gefangen, ausser Lan- 
des verbracht und dort eingesperrt 1686 verstarb. 
Seine Greueltaten schildert KB (S. 463): Die Beschwerden gegen 
den Grafen lauteten: 
1. Als der Graf im August 1683 seine Kompagnie zu den schwäbi- 
schen Kriegsvölkern schicken sollte, habe er ohne Vollmacht und kaiser- 
liches Patent die jungen, ledigen Leute, meist Söhne armer Witwen, mit 
Gewalt und Schmach zum Kriegsdienst gezwungen, sei mit seinen Tra- 
banten in die Häuser gedrungen und habe mit Drohungen und offenba- 
ren Misshandlungen die Leute geschändet und geschmäht. 
2. Das Schloss zu Vaduz lasse der Graf ganz wüst und öde liegen 
und zugrunde gehen, während er ganz neue, der Herrschaft unnütze, 
der Landschaft schädliche Gebäude aufführe, zu deren Erbauung er die 
Leute durch Gewalt und Strafen zwingen wolle. Der Graf logiere sich 
mit seinen Jägern und Hunden und vielem Gesinde in die Häuser der 
Landleute ein, zumal in der Fastnacht, bei Hochzeiten und Kirchwei- 
hen, und wenn die Vorräte aufgezehrt seien, oder es ihm nicht gefalle. 
vegebe er sich in das Wirtshaus und zehre dort auf der Landleute Rech- 
nung. 
3. Ferner unterstehe sich der Graf, ohne Fug und Recht, mit weit- 
gesuchten Vorwänden und offenbarer Gewalttätigkeit die Alpen und 
Wälder der Gemeinden zu überziehen, sich in das Eigentum derselber 
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