Bilder aus Kultur, Leben im Dorf und Volkswirtschaft
Religion
a net
PA
Ale 02a wbıs
Te
Si
Der Heilige Gallus,
Haolzschnıitt Mitte 15. Ihdt.
SSL nn
Tr
St. Luzius
Jer auf den Menschen bezogenen Kultur werden besonders
zugezählt: Religion, Kunst, Bildung (Schule), Wissenschaft und Kör-
perkultur. Allem voran steht die Religion. Schon zur Römerzeit (vor
400 n. Chr.) waren hier christliche Religion und christliche Kultur vor-
handen, wenn auch noch nicht vorherrschend. Christliche Siedler (Sol-
daten, Kaufleute, römische Landsiedler) lebten neben der noch mehr-
aeitlich heidnischen rätischen Bevölkerung.
Nach dem Rückzug der Römer und dem Vordringen der heidni-
schen Alemannen in und nach der Völkerwanderungszeit ging das Chri-
stentum in unserer Landschaft zurück. Es ist das Verdienst irischer
Slaubensboten (Mönche), die im 7. und 8. Jahrhundert den christlichen
Glauben neu unter den Alemannen verbreiteten und als Missionäre hier
:ätig wurden. Den grössten Segen und die stärkste kulturelle Leistung
>rachten die von ihnen gegründeten Klöster. Triesen lag im Einflussge-
»ete der Klöster St. Luzi zu Chur, jener von Pfäfers und St. Gallen, die
ılle hier im Dorfe den besten Grundbesitz als Lehen ihr eigen nannten.
Wie sie zu diesen Lehen kamen, ist noch wenig aufgeklärt. Einzig von
St. Luzi wissen wir, dass dieses Kloster durch Schenkung eines vom Rıt-
:er Rüdiger von Limpach aus Bendern 1194 dem Kaiser Heinrich VI.
zurückgegebenen Reichslehen Besitz in Triesen im Gebiete der heutigen
Marienkapelle erhielt. Die Lehenleute waren mit den Lehenherren ver-
unden. Sie mussten ihnen Zinsen und Dienste leisten, konnten ihre
Schulen besuchen.
Von der Karolingerzeit (ab 768) bis zur Reformation um 1530 war
die Bevölkerung des ganzen Rheintales beidseitig des Rheins römisch-
katholisch. Dann änderten sich die Verhältnisse. Unser Land und das
zanze rechtsseitige Rheintal bis an den Bodensee verblieben katholisch,
während man linksrheinisch paritätisch wurde und gerade die uns ge-
zenüberliegenden Nachbarschaften Wartau und Werdenberg zur evan-
zelischen Konfession übertraten. Damit wurde ein altbestehendes Band
‚angsam aber stetig gelockert. Beides, die Loslösung der alten Eidgenos-
senschaft aus dem deutschen Reiche (Schwabenkrieg 1499) und der reli-
ziöse Zwiespalt zwischen hüben und drüben rissen einen tiefen Graben
auf, den unsere Vorfahren auch wirtschaftlich und politisch bis ins 20.
‚ahrhundert verspüren mussten. Noch als 1919 Liechtenstein sich um
den Zollanschluss an die Schweiz bemühte, erstanden uns aus Gründen
der Religionsverschiedenheit (kulturell) beachtliche Gegner in der wer-
denbergischen Nachbarschaft.
Liechtenstein verblieb bis ins 20. Jahrhundert ein fast ausschliess-
lich katholisches Land. In der Verfassung vom 5. Oktober 1921 ist die
römisch-katholische Kirche als Landeskirche gefestigt, aber den übrigen
Konfessionen die religiöse Betätigung «innerhalb der Schranken der Sitt-
lichkeit und der öffentlichen Ordnung» gewährleistet. Nachdem eigene
Kirchgemeinden mit eigenem Steuerrecht Bei uns nicht bestehen, tragen die
politischen Gemeinden an den Kosten der Kirchen und deren Unterhalt
nicht nur der katholischen, sondern auch an jenen der evangelischen
Kirchen aus der Gemeindekasse bei. Triesen war die erste Gemeinde, ın
der 1875 die Bewilligung erteilt wurde, alle 14 Tage einen evangelischen
Gottesdienst zu halten und diese evangelische Gemeinde 1885 im Mit-
teldorf in HNr. 143/202 ein eigenes Gottesdienstlokal erwerben konnte,
sbenso die Beerdigung ihrer Angehörigen auf dem allgemeinen Friedhof
©.