Verkehr
Eisenbahn
Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie im st. gallischen Rheintale
1858 kam der Durchgangsverkehr ın Liechtenstein praktisch zum Erlie-
gen. Das verspürte Triesen stark. Rheinbrücke gab es keine in Triesen,
die Rheinwuhre erhöhten sich, ein Fährverkehr bestand ebenfalls nicht.
Der Zollvertrag mit Österreich aus dem Jahre 1852 liess keine direkte
Verbindung von Triesen aus nach der Schweiz zu.
Das Rodfuhrwerk wurde bedeutungslos. Der Postverkehr von
Vorarlberg nach Graubünden suchte den Weg über die Bahn im st. galli-
schen Rheintale. Handwerk und Industrie konnten aber nur bestehen,
wenn man Anschluss nach aussen hatte. Schweizerische Industrieunter-
nehmen interessierten sich dafür, in Liechtenstein Fabrikbetriebe einzu-
richten, weil sie damit ursprünglich (bis 1852) im deutschen und ab 1853
im österreichischen Zollgebiete produzieren und Handel betreiben
konnten.
Die Bemühungen, eine Eisenbahnlinie auf liechtensteinisches
Gebiet zu ziehen, reichen in die 1850er Jahre zurück. Der Landesverwe-
ser stellte 1857 den Antrag, dass die Bahn erst bei Balzers über den Rhein
geführt würde. Alle Einsprachen und Petitionen von Seiten Liechten-
steins fruchteten nichts. Private und Regierung hatten mehrere Petitio-
nen an zuständige Stellen eingereicht und verschiedene Vorstösse unter
nommen. Ein eigens gegründetes Eisenbahnkomitee wandte sich an den
Fürsten um Verwendung beim österreichischen Kaiser.
Zuerst war der Anschluss der österreichischen Bahn bei Rüthi
vorgesehen. Denn die Schweiz war daran interessiert, den österreichi-
schen Verkehr bei der nächsten Stelle auf die schweizerische Rheintal-
seite zu führen. Österreich und Liechtenstein gelang es dann in Unter-
handlungen, wenigstens den Anschluss bei Buchs zu erreichen.
Als 1881 die Arlbergbahn gebaut wurde, versuchte man noch-
mals eine Bahn durch das Oberland mit Anschluss an Sargans zu erhal-
ten. Auch das misslang. Der Einfluss des kleinen Landes war ebenso wie
schon 1869 beim ersten Bahnbau zu gering. Liechtenstein war zwar dem
Bau der österreichischen Bahn 1870 sehr entgegen gekommen und hatte
damals für dieselbe im Riet unter Schaan 38 000 Klafter Boden ausge-
löst, ebenso auf Steuerabgaben (ausgenommen Grundsteuer) verzich-
tet.
Von 1903 bis 1907 liefen gemeinsame schweizerisch-liechtenstei-
nische Bemühungen, Liechtenstein einen Anschluss an die Rhätische
Bahn zu verschaffen. Von Landquart über Maienfeld-Ragaz zur Landes-
grenze beim Ellhorn und von da über Balzers-Triesen-Vaduz nach
Schaan sollte eine Schmalspurbahn erbaut werden. Das Bahnprojekt
hatte lange Zeit alle Aussicht auf eine Verwirklichung, musste aber
schliesslich aufgrund verschiedener Widerstände, insbesondere der In-
tervention der Schweizerischen Bundesbahnen, fallengelassen werden.
Die das Land durchziehende Bahnlinie Feldkirch-Buchs ist die einzige
Bahnstrecke in Liechtenstein geblieben. Der Bau der Eisenbahnlinie und
im besonderen jener des Arlbergtunnels stellten die Landwirtschaft vor
eine neue Situation. Getreide, Wein, Fleisch etc. kamen aus Billiglän-
dern mit der Bahn. Der Bauer stellte auf Nutzvieh um, der Weinbau ging
stark zurück.
m].