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In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts war die Landstrasse im
Fürstentum so schlecht, dass der Transitverkehr über das st. gallische
Rheintal ging. Nachdem um 1780 eine neue «chossemässige Commerctal-
Strasse» gebaut worden war, verlief der Güterverkehr wieder hauptsäch-
lich rechtsrheinisch. Die bessere Strasse, die kürzere Strecke und der
verkehrsbehindernde Schollberg auf der Schweizer Talseite hatten
zugunsten der Liechtenstein-Route entschieden. Als 1808 im damals
bayrischen Vorarlberg die Zölle und Weggelder stark erhöht wurden,
verlagerte sich der Verkehr sogleich wieder auf die schweizerische Seite.
1814 erhielt Vorarlberg den alten österreichischen Zolltarif. Der Waren-
transport durch Liechtenstein nahm wieder zu.
In den 1820er Jahren legte der Kanton St. Gallen eine neue Rhein-
talstrasse an. Am Fusse des Schollbergs entstand eine Kunststrasse. Die
st. gallische Strecke war zwar immer noch länger, aber auf der liechten-
steinischen Seite lag die Luziensteig als steiles Wegstück. Ausserdem
war der österreichische Transitzoll bedeutend höher als der schweize-
rische, und die komplizierten österreichischen Zollvorschriften ver-
zögerten den Verkehr zusätzlich. Alle Anstrengungen, den Transitver-
kehr auf der Liechtensteiner Strasse zu halten, waren von keinem
Dauererfolg begleitet. Der Güterverkehr ging immer mehr zurück. Als
schliesslich am 1. Juli 1858 die schweizerische Bahnlinie St. Gallen-Ror-
schach-Rheineck-Chur eröffent wurde, verschwand der verbliebene
kleine Transitverkehr endgültig. Das liechtensteinische Strassennetz
diente lediglich noch dem Lokalverkehr.
Es ist schwierig, sich ein Bild vom Ausmass und von der Bedeu-
tung des Durchgangsverkehrs für die liechtensteinische Bevölkerung zu
machen. Ein paar Zahlen mögen einigen Aufschluss geben. 1784 wurde
der jährliche Verdienst der Rodfuhrleute aus den Korn- und Salzfuhren
mit 10000 fl. geschätzt. 1794 wurden rund 20000 Malter Korn von
Feldkirch bis Balzers transportiert. Die liechtensteinischen Rodfuhr-
leute verdienten dabei ca. 4000 fl. - Von 1815 bis 1820 wurden ca.
37 000 und von 1821 bis 1829 34 540 Fässer Salz durch Liechtenstein
geführt. —1837 wurden an der Zollstation bei der Fähre Balzers-Trüb-
bach für 260 000 Zeritner. Güter rund 1300 fl. Zollgelder eingezogen.
Vor der Erbauung der Schollbergstrasse hatte der Zoll an dieser Stätte
kaum 100 fl. betragen.
Am Rodfuhrwerk konnten sich nur jene beteiligen, die Pferde
hielten. Triesen hielt nie einen grossen Pferdebestand, war daher am
Rodfuhrwerk nicht übermässig stark beteiligt. Am stärksten waren seit
jeher die anderen Gemeinden, ausgenommen Triesenberg, Planken und
Schellenberg beteiligt.
Pferdebestand 1789 1818 1861 1874 1971
Triesen 13 24 13 11
Balzers 54 77 34 19
Triesenberg
Planken
Vaduz 28 29 51 40 40
Schaan 46 71 46 53 70
Unterland 331 221 310 221 201
472 422 454 344 401
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