Die Schule
Das Bildungsangebot im Lande erweiterte sich von der Volks-
schule über die Realschule in Vaduz (1858), das Gymnasium (1937), das
Abendtechnikum (1961), Musikschule (1963), Kindergärten (1881),
Heilpädagogische Tagesschule (1969), Sekundarschule Eschen (1906),
Progymnasıum der Salettinerpatres in Balzers (1935) und deren Gym:
nasıum mit Maturamöglichkeit (1954), Institut St. Elisabeth in Schaan
‘bis 1946, nachher Realschule), Zutritt der Mädchen zu den Gymnasien
1946).
Gesonderter schulischer Ausbildung von Handwerkern widmete
man sich in Liechtenstein bereits seit 1865, als man erstmals Zeichen-
kurse einführte, die bis 1935 mit mehr oder weniger Unterbrechung in
einzelnen Gemeinden durchgeführt wurden und die dem Bedürfnis des
Baugewerbes dienten.
Später wurde die gewerbliche Berufsschule Buchs jene Anstalt, zu
der Liechtenstein am längsten und intensivsten Beziehungen unterhält.
1971 schloss Liechtenstein mit dem Kanton St. Gallen einen Vertrag,
wonach sich unser Land am Ausbau und Unterhalt dieser Berufsschule
Jeteiligt.
Der erfolgreiche Abschluss einer schweizerischen oder österrei-
chischen Handelsschule gilt als Ersatz einer kaufmännischen Lehre,
In Balzers bestand seit 1922 und seit 1935 weitergeführt im St.
Elisabeth-Institut in Schaan eine Haushaltschule für Mädchen.
Land- und forstwirtschaftliche Schulen besuchen die Liechten-
steiner in der benachbarten Schweiz, besonders Landwirte ım Kanton
St.Gallen und Förster an der neu errichteten Försterschule in Maienfeld,
an der Liechtenstein seit 1971 mitbeteiligt ist.
Die Stickereifachschule in Dornbirn stand den Liechtensteinern
pereits seit 1892 zum Besuche offen. Andere Fachschulen (Verkehrs-
schulen, Hotelfachschulen, Sozialarbeiterausbildungen etc.) werden in
der Schweiz besucht.
Der grosse Aufschwung der liechtensteinischen Industrie rief
nach einer besseren Ausbildungsmöglichkeit auf der Ebene höherer Be-
rufsbildung. Die Liechtensteiner mussten ihre Ausbildung im Auslande
holen: Es kam nicht von ungefähr, dass anfänglich in der heimischen In-
dustrie die Mehrheit der führenden technischen Kräfte Ausländer
waren. Das änderte sich, als 1961 das Abendtechnikum im Lande eröff-
set wurde und sich Liechtenstein vertraglich 1968 am Neutechnikum in
Buchs beteiligte (St. Gallen, Graubünden und Liechtenstein). Zu Beginn
der Schulreform — die Einführung des Schulzwanges 1805 wird als die
eigentliche Geburtsstunde des obligatorischen Volksschulbesuches
genannt - muss es schulisch im Lande noch nicht gut ausgesehen haben.
Im JBI. 1953 wird dazu zusammenfassend von Malin berichtet: |
«Vor 1805 lag das Schulwesen bei den Nachbarschaften (Dörfer, die
heutigen Gemeinden). Der Unterricht war meist nur ein mechanisches
Auswendiglernen aus wenigen und widrigen Büchern nach falscher
Methode, ein Buchstabieren und Syllabieren, so dass ein stetes Summen ım
Schulzimmer herrschte. (Disziplin halten!!) Bücher hatten noch zu Schupp-
lers Zeiten (1809-1827) lange nicht alle Schüler. . _
Noch 1789 schrieb das Oberamt in Vaduz an die Hofkanzlei des Für-
sten in Wien, dass «im ganzen Land keine einzige Schule sey, die den
Namen verdiene». .
Die Bildung der vom Volk gewählten Männer entsprach allerdings
nicht mehr den gesteigerten Anforderungen der Zeit. Zwar hatten die Jesut-
Ad