Kirche und kirchliche Verhältnisse, Pfarrer und Kirchenbauten
vor Christi Himmelfahrt einführte, die sich allmählich auf das ganze christ-
liche Abendland ausbreiteten. Er gilt noch heute als Patron gegen die Kata-
nen von Erdbeben, Bergstürzen und Feuersbrünsten, und vielleicht ist
es die alte Sage vom Bergsturz zu Triesen, die in der Wahl des Patrons auf
dem Gelände beim Dorfe bestimmend war.
Nach der Legende löschte er einmal einen grossen Brand in seiner
Bischofstadt durch sein Gebet und seine Tränen, und seither wurde er auch
als Schutzheiliger der Feuerwehrsleute angerufen.
Für die Geschichte unserer Kirche ist eine Tatsache von Bedeutung:
Mamertus war ein fränkischer Heiliger. Zur Zeit Karls des Grossen ging um
das Jahr 800 das alte Rätien im Frankenreiche auf, und fränkische Gaugra
fen erhielten seine Verwaltung, die sich auch auf unser Land erstreckte, das
ein Teil Rätiens und immer auch des Bistums Chur gewesen ist.
Kirchenpatrone aus Frankreich hielten da und dort im alten Bistum
Chur Einzug, und unter ihnen ist auch der heilige Mamertus gewesen. Er ist
in weitem Umkreis ein ganz seltener Schutzheiliger der Kirche und kommt
von Regensburg bis Bellinzona nirgends vor, und im Bistum Chur steht er
einsam da.
Die Zeit der Einführung des Heiligen als Kirchenpatron steht mit
dem Baubefund in schöner Übereinstimmung. Gemeint ist zeitmässıg 9. bıs
10. Jahrhundert.» (Otto Sezer)
Kunstwerke ın St. Mamerten
Mit St. Mamerten verbunden sind Fresken (Wandmalereien), die
dem 15.Jhdt. zugeordnet werden (wie auch in Masescha), ein Altar-
schrein, den man auf 1492 oder 1494 - die Zeit der Stiftung der Früh-
messpfründe durch Graf Ludwig von Brandis - Statuen, unter ihnen ein
Vesperbild, die bis 1360 rückdatiert werden können. Eines frägt man
sich mit Recht: Wie konnten diese Kunstgegenstände älteren Datums
die Zeit der beiden grossen Dorfbrände ım alten Zürcherkrieg und
Schwabenkrieg unbeschädigt überstehen! Wir müssen auch hier uns mit
der Tatsache zufrieden geben, dass sie noch vorhanden sind, vermögen
aber das Wie nicht aufzuklären. Die vorhandenen Kunstwerke - heute
im Landesmuseum aufbewahrt - verdienen es, hier dargestellt zu wer-
den. Diese zusammenfassende Beschreibung ist wiederum der 1968 von
O. Seger gestalteten Schrift «Die Kapelle des heiligen Mamertus in Trie-
sen» entnommen:
Der Altar
Be ; d.
‚Der spätgotische Schnitzaltar aus dem Jahre 1492 wurde von Lu
wig von Brandis dem letzten Landesherm aus diesem Geschlecht gestifteh
vielleicht auf Anregung seines Onkels Bischof Ortlieb von Chur, m #5
Bündnerland die Anschaffung hervorragender Fin eher Kata ve ver-
dankt, darunter des grössten gotischen Altars in der Schweiz, des Hoc
altares im Churer Dom. . . _
Die Gestaltung der Muttergottes mit dem Kinde hat zu ae
eine aufrechte Mondsichel mit Gesicht, ein Motiv, das aus der Apokalypse
des Johannes entnommen ist. .
Zu ihrer Linken steht die heilige Margarethe mit dem Deo
Rechten der heilige König Ludwig, Namenspatron des Stifters. uf den