Kirche und kirchliche Verhältnisse, Pfarrer und Kirchenbauten
deuten auf den Untergang der Burg durch Feuer hin, wobei wohl auch die
Kirche beschädigt wurde. Wann sich dies ereignete, ist nicht bekannt.
Es wäre möglich, dass dies im Alten Zürcherkrieg (1466) geschah;
denn ein am 1. Oktober 1461 der Kapelle St. Mamertus erteilter Ablass-
brief könnte vermuten lassen, dass ihm eine Wiederherstellung
VOrAUSSING . .
«Die Untersuchung des Mauerwerkes hat ergeben, dass die Kapelle
mit Ausnahme des Turmes, also der Chor und das ganze Kirchenschiff im
neunten oder frühen zehnten Jahrhundert entstanden ist.»
St. Mamertus war die erste Pfarrkirche von Triesen, was durch die
Friedhofanlage im Süden des Plateaus erwiesen ist. Auch die Wahl des
Kirchenpatrones stimmt zeitlich mit dem Baubefunde überein.
Pfarrer Büchel nimmt es in seiner «Geschichte der Pfarrei Triesen»
als sicher an, dass diese Mauer zu einer Burg des Herrn von Trisun
gehörte, und er stützt sich auf eine Urkunde des Jahres 1422, die einen
Weinberg bei der Burg in Triesen nennt, und auf die alte Bezeichnung
«Burggasse» für den Weg, der auf die Höhe führt, auch auf den «Burgwez-
her» ım Norden der Anlage.
Manchmal geschieht es, dass neue Forschungen alte Ansichten in
Frage stellen, und das ist nun auch in bezug auf die Burg der Herren von
Trisun geschehen. Die neuen Grabungen ergaben folgenden Befund:
«Die Ringmaner ist vorhanden, wie sie am Anfang des Jahrhunderts
festgestellt worden ist. Im Süden war ein Keller, im Nordosten ein
Gebäude, dort, wo im Plane von Pfarrer Büchel die Reste der Burg einge-
zeichnet waren. Sie deuten aber nur ein Gebäude mittlerer Grösse, etwa
einen Wirtschaftshof mit Wohnung.
Sicher stand nicht eine Verteidigungsanlage etwa in der Art von
Schloss Vaduz oder Gutenberg auf dem Hügel, aber es ist durchaus möglich,
dass ein Geschlecht des Dienstmannenadels, wie es die Herren von Trisun
gewesen sind, dort gewohnt hat. Sie haben einige Bedeutung gehabt und
ommen in den Urkunden häufiger vor als die anderen Adekgeschlechter
aus Triesen, die Herren von Richenstein, von Schiel oder von Bach, die
irgendwo im Dorfe oder dernahen Umgebung gewohnt haben; denn vier
Burgen können wir uns in einem Dorf nicht vorstellen. Von einer Burg im
Sinne eines mächtigen und stark bewehrten Baues müssen wir in unserer
Vorstellung Abschied nehmen, aber vielleicht hat gerade die Ringmauer
einst dem Betrachter den burgartigen Charakter der Anlage verstärkt.
Auch ihre Funktion ist nıcht ganz klar, denn es gibt Beispiele, dass eine
Kirche von einem Mauerwerk umgeben wurde, auch dort, wo kein Schloss
stand.»
Schuppler in seiner Landesbeschreibung von 1815 schreibt zu
St. Mamerten:
«Bei der St. Mamertuskapelle sind noch Ruinen eines alten weitläuft-
gen Gebäudes sichtbar, die einige für Überbleibsel eines dagestandenen
Frauenklosters, andere für die eines eingegangenen Schlosses halten.»
Zwar glaubt Schuppler, die Herren von Triesen hätten in einem
1815 noch erkennbaren, sich in Bauart und Höhe vor andern auszeich-
nendem Bauernhaus gewohnt («sollen»).
«Von ganz besonderem Interesse ist für uns der Patron der Kapelle,
der heilige Mamertus. Er war Bischof der uralten Stadt Vienne, die an der
Rhone in Frankreich liegt, und dort ist er im Jahre 477 gestorben.
Bischof Mamertus ist in der Kirchengeschichte vor allem dadurch
bekannt, dass er zuerst in seiner Diözese die Bittgänge an den drei Tagen
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