Kirche und kirchliche Verhältnisse, Pfarrer und Kirchenbauter
und wohltätigen Anstalten des Bistums Chur. Damals soll Churrätien
230 Kirchen gezählt haben; von diesen seien nur noch 6 Kirchen und 21
Kapellen übrig geblieben. Erst nachdem der greise Bischof Viktor II
sch zweimal selbst an den Kaiserhof begeben hatte, musste der Kirchen-
räuber den Raub wieder zurückgeben. Er selbst wurde 823 bei Zizers
besiegt und getötet.
Um solche Überfälle abzuwehren, fing man an, feste Burgen zu
bauen, was um so notwendiger war, da die Nachfolger Karls des Gros-
sen viel zu wenig Tatkraft besassen. Auch die Kischen suchte man an
geschützteren Stellen zu erbauen. So waren oft die Burgkapellen zu-
gleich Pfarrkirchen für die Bewohner des Ortes. Man wird nicht irren,
wenn man von den 230 Kirchen, welche das Bistum Chur im 9. Jahrhun-
dert hatte, auch eine nach Triesen versetzt und behauptet, dass auf der
Höhe, wo jetzt die St. Mamertus-Kapelle steht, damals die Pfarrkirche
stand. Die Friedhöfe wurden damals immer um die Pfarrkirchen ange-
legt. Nun hat aber die Ausgrabung von 1901 dargetan, dass die ganze
Fläche südlich und westlich von der jetzigen St. Mamertus-Kapelle einst
Friedhof war. Auch eine Totengruft mit eingefallenem Gewölbe ist frei-
gelegt worden. Es wurde auch die Ringmauer der Burg, die mit einer
Dicke von beinahe 1 Meter fast den ganzen ebenen Platz umschloss, auf-
gedeckt und es zeigt sich, dass diese auf der Südseite über Gräbern
erbaut war. Menschliche Skelette, das Gesicht dem Osten zugewandt,
lagen unter dem Fundament der Mauer. Der Friedhof und somit auch
die Kirche daselbst sind also älter als die Wohnanlage. Die Erbauung
derselben erfolgte spätestens um 1200, und es steht so wohl nichts im
Wege, dass wir die Erbauung der ersten Kirche auf jenem schönen und
sicheren Platze in eine sehr frühe Zeit zurückversetzen. Als dann die
auch als Burg bezeichnete Wehranlage erbaut ward, scheint der Friedhof
gegen Süden ausgedehnt und die oberste Lage des jetzigen Weinberges
dazu verwendet worden zu sein. Die Burg war nun die Hüterin der
Kirche, die von der Schirmmauer der Burg umfriedet wurde.
Kirchen und Kapellen 7
Nachdem St. Mamerten nach Zerstörung der dortigen Wehran-
lage und der Kapelle, vermutlich im alten Zürcher Krieg 1446, als kirch-
licher Mittelpunkt des kleinen Dorfes aufgegeben wurde, nahm die
Bevölkerung von Triesen und Triesenberg (zu Triesen kirchlich pflichti-
ger Teil) wohl mit dem Patronatsherrn Freiherr von Brandis den Bau
einer Dorfkirche - im Gegensatz zur herrschaftlichen Kapelle
St. Mamertus - in die Hand und erstellte unter dem Lehenbüchel eine
neue Kirche und legte südöstlich derselben den Friedhof an (1455).
Diese erste Dorfkirche diente bis 1834 als Pfarrkirche und als Kirche
aller. Die Burgkapellen waren bis ins Mittelalter herauf in erster Linie
Kirchen der Herren, ihrer Dienerschaft, ihrer Leute, von dort erhalten
und verwaltet (z.B. am längsten bei uns die beiden Hofkaplaneien in
Vaduz).
Allzuviel wissen wir über die alte Pfarrkirche (14551834) nicht.
Aber sie ist doch annähernd 400 Jahre lang gestanden. Am 12. Februar
1499 flüchteten sich im Schwabenkriege gegen 600 schwäbische Krie-
ger, darunter 200 Walgauer, in die offene Kirche zu Triesen und wurden
darin von den Eidgenossen belagert. Um ihre Landsleute zu retten.
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