Die Landwirtschaft
Gebiet links und rechts der neuen Landstrasse entlang abwärts vom
Dorf bis an die Vaduzer Grenze (Aeule, Riet, beim Galgen) aufgeteilt
und bis 1813 mit anderem Gemeindegut ins private Eigentum überlas-
sen. 1838 folgte dann noch das Austeilen der oberen Sandteile. 1846
waren wieder Teile im Unterfeld ins Eigentum überlassen worden,
womit dann mit der letzten Aufteilung von 1852 in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts in Triesen der bis dorthin als Allmeind benutzte Boden
zum grossen Teile in Privatnutzung und damit in eine intensivere Benüt-
zung übergeführt worden war. Der Boden wurde nun gedüngt.
Die Viehhaltung
Die Viehhaltung beim Übergang von der alten Wirtschaft zur
neuen um 1800 schildert Landvogt Schuppler bezeichnend in seiner
Landesbeschreibung 1815:
«Der Schlag des Rindviehes ist kleiner als in den benachbarten
Gegenden, entspricht, weil er leichter in Futter zu erhalten ist, dagegen aber
soviel Milch, wie ein schwerer gibt, im Molkenertrag dem Döslichen
Bedürfnis vollkommen, allein beim Verkaufe wird daraus nicht so viel, oft
kaum die Hälfte als in der benachbarten Schweiz gelöst.»
Doch hatte das Land bereits 1803 eingegriffen und darauf hin
Pewine gutes Zuchtmaterial zu beschaffen. Es bildeten sich Viehvered-
ungskommissionen; 1838 wurde der erste Landestierarzt angestellt.
Um die Mitte des letzten Jahrhunderts ging man daran, ganz auf Braun-
vieh umzustellen, das sich besser verkaufen liess. Brachen Tierseuchen
aus (z.B. Maul- und Klauenseuche), so wurden die Grenzen für jeden
Viehverkehr gesperrt, was die Bauern sehr hart betraf, weil doch der
Viehverkauf bis zum Übergang zur Milchwirtschaft nach dem zweiten
Weltkriege die Haupteinnahmequelle des liechtensteinischen Bauern
pildete. Der herbstliche ichverkauf brachte das notwendige Bargeld.
Der Staat organisierte zu diesem Zwecke die Viehmärkte (ab 1859 in
Vaduz und Nendeln/Eschen), 1863 bereits eine Landesausstellung. Der
Landesfürst und später der Staat gewährten Prämien für gute Zucht-
eistung etc. 1906 wurde die liechtenst. Herdebuchgesellschaft gegrün-
det, die sich später dem schweiz. Braunviehzuchtverband anschloss.
Auf melcher tiefen Stufe die Viehzucht vor einhundertfünfzig
{ahren noch stand, geht aus einem Bericht des 1843 erstmals in der Per-
son des Christoph Wanger aus Schaan angestellten Tierarztes hervor.
Diesem Bericht ıst auszugsweise zu entnehmen: In einer Gemeinde mit
200-250 Kühen wurden gewöhnlich zwei Stierchen «ohne Rücksicht auf
Farbe, Wohlgestalt und Grösse zum Züchtungszwecke unkastriert belassen»
und schon im ersten Jahr zum Sprung benutzt. Innerhalb der Dorfge-
aossenschaft waren in einer bestimmten Reihenfolge jeweils für ein Jahr
zwei Genossen verpflichtet, Sprungtiere zu halten. Da das Sprunggeld
sehr niedrig gehalten war (6-8 kr), wurden die Sprungtiere nur ungern
nie, und die Zuchtergebnisse waren entsprechend schlecht. Das
jechtensteinische Rindvieh war «sehr klein, mit schmalem Kopf, gedrun-
zn kleinen Hörnern, dünnem Hals, gedrängter Gestalt, hochangesetztem
langen Schweif, schwachen niedrigen Füssen und sehr verschiedener Farbe,
mastfähig und in hohem Grade milchergiebig». Die Viehverhältnisse hat-
cen sich seit der 1815 von Schuppler gegebenen Beschreibung kaum ge-
ändert. In Triesenberg gab es Anna einzelne Viehzüchter, die durch
eingeführte Zuchtstiere und Kühe aus dem Prättigau und anderen