Die Landwirtschaft
(anstelle nur der alten Getreidesorten traten Mais und Kartoffeln als
Hauptfrüchte), die Alpen mit einem neuen Wegnetz erschlossen etc. Im
20. Jahrhundert nahm sich der Staat der Schadenbekämpfung vom
Weinberg bis zum Vieh tatkräftig an. Später kamen die Entwässerungen
der Rieter und mit dem Bau des Binnenkanals rund 10 km? neu erschlos-
senes Kulturland dazu. Bauten (Aussiedlungen) und Maschinen wurden
subventioniert, selbst auf Getreide, Milch und Milchprodukte gelangten
staatliche Förderungsgelder zur Ausschüttung etc. Die Liechtenstei-
nische Landwirtschaft ist nach System, Preisen und Förderungsmittel
heute ganz an die schweizerische angeglichen. Der liechtensteinische
Bauer ist seit 1924 nach und nach ein Schweizer Bauer geworden, besitzt
die gleichen Preise, die gleichen Absatzgebiete und ein dem schweizeri:
schen Bauern angeglichenes Erwerbseinkommen.
Die Eisenbahn
Kaum hatte man in den 1840er Jahren begonnen, die Landwirt-
schaft vom Staate aus zu fördern und zu lenken, so zwang das Aufkom-
men der Eisenbahn und damit die Änderung der Verkehrsverhältnisse
wieder zu einem neuerlichen Überdenken der Lenkung der Landwirt
schaft. Der landwirtschaftliche Verein berichtet darüber 1886:
«Es lässt sich nicht verkennen, dass die neugeschaffenen grossen Ver-
kehrsverbindungen mit dem Innern des grossen Östereichischen Kaiser-
;taates auf die hierländischen und die benachbarten österreichischen und
schweizerischen landwirtschaftlichen Zustände bereits einen merklichen
Einfluss ausüben und uns allmählig, aber stetig in eine vollständige Um-
wälzung des landwirtschaftlichen Betriebes hineinziehen. Heutzutage
tann bei uns nur derjenige Bauer von einem wirklichen landwirtschaftl-
chen Nutzen sprechen, welcher ein schönes Stück Vieh, Wein oder Obst zu
verkaufen hat. Alle andern Produkte rentieren sich mit Ausnahme der Kar-
toffeln-gar nicht oder nur schlecht, weil eben in anderen grossen Ländern
die gleichen Produkte aus mehrfachen Gründen bedeutend billiger erzeugt
werden können.»
Die Tierhaltung in der Landwirtschaft
Die Tierhaltung brachte in Liechtenstein seit jeher dem Bauern
den Hauptverdienst. Der «Vieherlös» war praktisch neben Weinverkauf,
Holzverkauf, Zehentabgaben in Naturalien die einzige bäuerliche Ein-
nahmequelle. Und Bauern waren vor 200 Jahren fast alle Bewohner, in
Triesen selbst der Pfarrer, der sein Einkommen von dem zur Nutzung
zugewiesenen Pfrundgutes sich erarbeiten oder erarbeiten lassen
musste, Erst mit etwas Umstellung auf andere Erwerbsmöglichkeiten in
der Landwirtschaft (Ackerbau, Obstbau, Gemüsebau) gelangten neben
Vieh und tierischen Produkten Kartoffeln, Obst, Gemüse in Descheide-
nem und recht unterschiedlichem Rahmen über die Grenze und
erbrachten bäuerliches Einkommen.
Die Viehhaltung stützte sich ausschliesslich auf den Privatboden
(davon die besten Güter: Lehen), die mit Trattrecht belastet umliegen-
den Wiesen, in etwa auch die kleinen «Bongert» (Hausbündten), dann die
wirklich schlecht genutzten, ungedüngt belassenen Allmeinden und
Auengründe sowie die Alpen. Der Viehstand des einzelnen Bauern rich-